„Lassen wir uns von Weihnachten besonders berühren“

Für Krippenbaumeister Peter Stowasser steht die Hl. Nacht das ganze Jahr im Mittelpunkt

Peter Stowasser hat in Neuburg viel bewegt. Dass „Einkaufen ein Erlebnis sein muss“, war stets sein Anspruch und sein Ansporn – lange bevor es ein Stadtmarketing in Neuburg gab. Das Modehaus Brenner am Schrannenplatz machte er zu einer Top-Adresse in der ganzen Region. Bis aus Ingolstadt, München oder Augsburg kam die Kundschaft – und war immer wieder begeistert. Aus Kunden wurden Stammkunden, manchmal sogar Freunde.

Nach 37 Jahren und fünf beeindruckenden Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen des Modehaus Brenner zog sich Peter Stowasser aus dem Geschäftsleben zurück und machte Schwiegersohn Thomas Holatko zu seinem Nachfolger.

Doch wurde es still um Peter Stowasser? – Mitnichten! Obwohl er sich fortan vor allem „der staaden Zeit“ widmen würde … Er begann eine Ausbildung zum Krippenbaumeister in Garmisch- Partenkirchen in der Schule für Holz + Gestaltung des Bezirkes Oberbayern unter der Leitung von Martin Königsdorfer. „Krippenbauen – das ist ein stilles Handwerk“, lächelt Peter Stowasser.

„In der Ausbildung war ich mit Abstand der Älteste. Aber es war mir sehr wichtig, mit etwas Neuem zu beginnen, das mich ausfüllt“.

Mit den „Pedro’s“ war Peter Stowasser in den 80er und 90er Jahren in Neuburg sehr erfolgreich – und die Musik begleitet ihn auch noch heute. Jedoch: „Ich habe schon früher viele schöne Stunden mit Modellbau in meiner Werkstatt verbracht. Und das Schöne an einem Modell ist: Von einem Schritt zum anderen wächst da etwas. Und irgendwann siehst Du: ‚Das habe ich geschafft!‘ – Da stand für mich fest: Ich mache etwas im Bereich Handwerk.“

„Sobald man in einer Sache Meister geworden ist, soll man in einer neuen Sache Schüler werden.“ Dieser Satz von Gerhart Hauptmann beschreibt die Lehrjahre von Peter Stowasser. Vier Jahre hat die Ausbildung zum Krippenbaumeister in Garmisch- Partenkirchen gedauert. „Aber ich hatte ja Zeit“, meint Peter Stowasser rückblickend. „Und ich habe durchgehalten – obwohl die Theorie schon ein bisschen trocken war, habe ich mit Eins abgeschlossen.“ Ganz besonders viel gelernt hat Peter Stowasser nach seiner Ausbildung, als er auf Wanderschaft ging. „Ich habe die Bekanntschaft zu alten Krippenbauern gesucht“, erinnert er sich.

„Nicht nur telefonisch holte ich mir Tipps und bekam Ratschläge – ich bin nach Tirol ins Ötztal gefahren und nach Südtirol, um vor Ort von alten Meistern zu lernen.“ Dabei hat Peter Stowasser so manche Freundschaften und Partnerschaften geschlossen, die ihn immer noch begleiten. „Ich habe bei einem tschechischen Kollegen erfahren, wie filigran man arbeiten muss, um eine italienische Papierkrippe zu bauen, die auf einem Ausschneidebogen aufgezeichnet wird. In Innsbruck habe ich einen Hintergrundmaler kennengelernt, der zu einem meiner besten Freunde geworden ist. So ein Krippenhintergrund – kann je nach der Krippenanlage – eine Länge von bis zu 9 m aufweisen.“ Mit einigen Weggefährten arbeitet Peter Stowasser besonders oft zusammen. Das sind seine „Krippenfreunde“: Bernhard Peltri, aus Marktoberdorf und Hans Angerer aus München, beides Krippenbaumeister, sowie Wolfgang Walter, Krippenbauer aus Gremsdorf, und Walter Grach, Hintergrundmaler aus Innsbruck.

Was gibt es Schöneres als Weihnachten?

Was für eine Freude eine Krippe machen kann, erfährt Peter Stowasser seitdem nicht nur im Gespräch mit Gleichgesinnten. Mehr und mehr Krippenbegeisterte kommen auf ihn zu und bitten ihn, für sie privat eine Krippe zu bauen. „Schon als Kind spürte ich, dass von einer Krippe unter dem Weihnachtsbaum eine besondere Magie ausgeht. Aber ich bin nach wie vor immer wieder sehr berührt, wie viele Menschen sich daran erfreuen, aus Tradition in der Familie eine Krippe weiterzupflegen, sich immer wieder eine Figur dazuzukaufen und mit diesem Ensemble sehr viel Erinnerungen und glückliche Momente verbinden“, erzählt Peter Stowasser. Und er fährt fort: „Nicht nur im Advent denke ich an Weihnachten. Bei jeder Krippe, die ich baue, steht das Geschehen zu Bethlehem im Mittelpunkt. An der Kirchenkrippe für Sankt Peter, die 2021 entstanden ist, habe ich neun Monate lang gearbeitet. Stets lasse ich mich beim Krippenbauen von persönlichen Empfindungen leiten. Neben der Technik und der Qualität der Materialien gebe ich auch diese besondere Zutat mit hinein.“ – So sind ganz verschiedene Krippen entstanden – in einer Schneelandschaft, vor einer orientalischen Szenerie, in einer Umgebung, die für den Auftraggeber persönlich wichtig war, oder auch Heimatkrippen. Doch für welchen sich der Auftraggebende entscheidet, eines ist immer gleich wichtig: „Jede meiner Krippen ist ein Unikat“, betont Peter Stowasser. „Im persönlichen Gespräch mit demjenigen, für den ich die Krippe baue, spüre ich, was ihm oder ihr wichtig ist. Das setze ich dann mit viel Hingabe und Liebe zum Detail um.“ Und derjenige, der die Krippe beauftragt hat, kann ihn beim Arbeiten und Baufortgang gerne in seiner Werkstatt besuchen.

Drei Krippen für Neuburg im Stadtmuseum

Seit 25. November sind drei Heimatkrippen von Peter Stowasser als Sonderausstellung im Neuburger Stadtmuseum zu besichtigen. Dies ist bis zum Ende des Jahres möglich. „Die Neuburger Altstadt fasziniert mich sehr“, so Peter Stowasser. „Die Gebäude sind so pittoresk. Deshalb sind zwei dieser Krippen in der Altstadt beheimatet.“ Neben den Gebäuden „In der Münz“ ist es auch die Alte Hofapotheke, die im Erdgeschoss des Stadtmuseums zu bestaunen ist. Als besonderes Zeitdokument fungiert die Krippe in der Grotte unterhalb des Arco-Schlösschens. Denn nach einer Sprengung am dortigen Felsen ist die Mariengrotte verschwunden. „Dass Jesus in Bethlehem als Menschensohn geboren wurde, ist die zentrale Botschaft von Weihnachten“, lächelt Peter Stowasser. Doch mit den Heimatkrippen wollte er eine andere Vorstellung Gestalt werden lassen: „Wie fühlt es sich an, wenn Jesus in Neuburg auf die Welt gekommen wäre?“ 

Text: Alex Fitzek, Fotos: Stefan Wanzl-Lawrence