20 Jahre Traumtheater

Tanja Kolb und ihr Team macht Neuburg bunter – hier blühen Talente auf

Wer hat sie noch nicht gesehen? Sie laufen auf Stelzen in Fantasiekostümen, sie spielen mit Feuerkugeln, und sie sind auffällige „Hingucker“ auf Festen in Neuburg. Das Neuburger Traumtheater wird in diesem Jahr 20 Jahre alt. Tanja Kolb ist die Frau, die genausolang fest mit dem Traumtheater verbunden ist. Die Lehrerin ist Gründerin und Motor des Traumtheaters. Wir haben uns mit ihr unterhalten. 

Frau Kolb, was hat Sie vor 20 Jahren bewegt, das Traumtheater zu schaffen?

Tanja Kolb: 2004 hatten wir an der Parkschule eine AG Traumtheater, die Schülern außerhalb des Unterrichts ermöglichte, ihre Talente zu entdecken: Schauspiel, Akrobatik und so weiter. Damals wurde die Ganztagesbetreuung eingeführt, da brauchten wir Angebote für die Jugendlichen. Ich war schon immer der Meinung, dass jedes Kind Talente hat und nur Möglichkeiten braucht, sie auszuprobieren. Mich interessierte, was alles möglich ist.

Wie haben Sie es geschafft, die Jugendlichen zu motivieren?

Tanja Kolb: Wir haben mit ihnen Sachen gemacht, die sie interessierten: Musik, Tanz, Stelzenlauf, Feuerspiele, BMX, Kunst. In den Ferien sind wir damals mit 30 Leuten zur Traumfabrik nach Regensburg gefahren, um in Multiplikatoren-Schulungen Fertigkeiten zu lernen, die dann in Neuburg weitergegeben werden konnten. Dann haben wir im Stadttheater „Quidah“, ein Multivisionstheater, mit 80 Kindern und Jugendlichen aufgeführt. Damit waren wir sehr erfolgreich und viele sind auf uns aufmerksam geworden. 

 2007 haben Sie den Verein Traumtheater e.V. gegründet. Warum war das nötig?

Tanja Kolb: Die Bedingungen an der Schule wurden mit der Zeit zu eng. Wir brauchten Platz, da immer mehr Kinder aus anderen Schulen zu uns kamen. Zunächst bekamen wir von der Stadt Räume in der Bürgermeister-Sing-Straße, die wir mit den Eltern herrichteten. Später zogen wir in einen alten Pferdestall hinter dem Landratsamt um, der vorher das Biohistoricum beherbergte. Auf einem Schwarzweiß-Ball der CSU hatten wir einen Auftritt, der die damalige Ministerin Christine Haderthauer so beeindruckte, dass sie sofort Mittel für den Um- und Ausbau locker machte. Dort sind wir bis heute.

Haben Sie immer die nötige finanzielle Unterstützung bekommen?

Tanja Kolb: Ja, und dafür bin ich sehr dankbar. Später haben unser Bürgermeister Bernhard Gmehling und Sozialministerin Emilia Müller dafür gesorgt, dass unser Gebäudetrakt nicht zum Bereich des neuen Uni-Campus kommt, sondern für die ehrenamtliche Nutzung durch Vereine erhalten bleiben kann. Auch die Rotarier haben uns immer wieder finanziell unterstützt. 

Welche Möglichkeiten haben die Jugendlichen in den Räumen?

Tanja Kolb: Zum einen kann man sich dort treffen, immer dienstags 16 bis 18 Uhr und an Wochenenden, wenn etwas ansteht. Wir haben eine Ausstattung für gestalterisches Arbeiten, die vieles ermöglicht: Holzwerkstatt, Nähwerkstatt, Räume für Proben. Lasercutter und Schneide-Plotter werden genutzt. Demnächst werden wir Siebdrucke herstellen. 

Mit einer Nähaktion für Masken haben Sie anfangs der Coronazeit auf sich aufmerksam gemacht, was kam dann?

Tanja Kolb: Dann kam der Ukraine-Krieg und wir dachten an das Leid der Kinder. Mit der Aktion „Lächeln in der Kiste“ konnten wir vielen Kindern eine Freude machen. Über 5000 Kisten sind zusammen gekommen, die in die Ukraine transportiert oder an Flüchtlingskinder verteilt wurden. Neben großen Aktionen laufen auch viele kleinere, ganz persönliche, die Familien betreffen oder einzelne Kinder und Jugendliche. Im Januar ist es immer ruhig, doch bald fangen wir an, uns wieder auf Auftritte vorzubereiten. Beim Hofgartenfest wollen wir wieder mit unserer Truppe dabei sein. 

Und wer dankt Ihnen für das alles?

Tanja Kolb: Wir haben in den vergangenen Jahren viel Anerkennung bekommen, beispielsweise den oberbayrischen Integrationspreis, den Bürgerkulturpreis und die Bürgermedaille. Auch durch meine Hartnäckigkeit haben wir vieles erreicht, denn für Kinder und Jugendliche gebe ich alles. Schön ist, dass wir in Neuburg in einem tollen Netzwerk zusammen arbeiten. Dafür bin ich dankbar, dass ich ein Teil davon sein kann. 

Tanja Kolb

Text und Fotos: Tanja Kolb