Neue Impulse, die ermutigen – neue Geschäfte, die begeistern

Dem deutschlandweiten Phänomen „Leerstand“ tritt das Neuburger Stadtmarketing mit vielen Ideen entgegen

Spricht man mit Neuburgerinnen und Neuburgern oder Zugereisten, die schon etwas länger bei uns zuhause sind, bedauern viele zurecht, dass manche alteingesessenen Geschäfte aus verschiedenen Gründen nicht mehr Teil der „Einkaufs- und Erlebnisstadt Neuburg“ sind. Wenn ein Ladenlokal über mehrere Wochen oder Monate leer steht, sorgt das für noch mehr Gesprächsstoff.
Gerade weil der „Leerstand“ leider in ganz Deutschland verbreitet ist, empfiehlt Nils Lahn, Geschäftsführer des Stadtmarketing Neuburg e. V., im Interview einen Perspektiven-Wechsel. Denn oftmals fallen die neuen Geschäfte, die sich bereits von Anfang an eine Stammkundschaft oder eine Fangemeinde geschaffen haben, bei allen diesen Sorgen gar nicht auf – und das wäre doch eigentlich sehr schade.
Im Interview berichtet Nils Lahn, wie das Neuburger Stadtmarketing die Geschäftswelt in Neuburg unterstützt.

Rosenstraße

Welche Schritte hat das Stadtmarketing unternommen, um das Thema „Leerstand” in der Innenstadt anzugehen?

Im Laufe des letzten Jahres hat man damit begonnen „Freiflächen“ mit einem speziellen Aufkleber im Schaufenster zu kennzeichnen. So ist es jedem Passanten möglich, den QR-Code auf dem jeweiligen Schaufenster zu scannen, eine entdeckte Freifläche einzustellen oder sich über die Bestandsflächen zu informieren.
Ebenso wurden Gespräche mit den Vermietern gesucht, um neue Wege in Sachen Ladenvermietung, wie Mietdauer, Preis usw. zu finden. Ein gutes Beispiel hier ist das Pop Up Store Konzept in der Rosenstraße 1, das momentan vom Tupperware-Laden genutzt wird. Hier gibt es keine langen Mietverträge, die einen auf Jahre binden, sondern man ermöglicht potenziellen Unternehmern oder Unternehmerinnen die jeweiligen Waren ohne einen Langzeit-Vertrag zu vertreiben. Das Mobiliar ist vorhanden und man kann sofort loslegen. Dass dieses Konzept Früchte trägt, zeigen Beispiele aus verschiedenen Städten in Deutschland, die vermehrt ein derartiges Konzept anwenden.

Gibt es Erfolgsmeldungen, wo sich bereits neue
Unternehmen in leerstehenden Geschäftsräumen
angesiedelt haben?

Erfolgsmeldungen gibt es definitiv, aber leider spricht man mittlerweile vermehrt über Negatives als über Positives, da dies auch immer die Folge von Veränderung ist. Wir haben aber hier in Neuburg zum Glück Unternehmer/Gastronomen, die sich ein Herz gefasst haben und dafür belohnt wurden. Beispiele gibt es aus ganz vielen Bereichen – und sie haben sich schon von Anbeginn hervorragend in die Infrastruktur unserer Innenstadt mit ganz viel Engagement, Kreativität und sympathischem Auftreten der Inhaber und ihres Teams eingepasst. Carmela Gesund & Lecker (ehem. Obstkistl), das Neo Kastro, der Showroom von Elektrotechnik Segeth, Jana Reddich Babyfotografie, Fahrrad Ruf (jetzt Mazillisstraße), der My Panda Store in der Schmidstraße oder auch die kürzlich eröffnete Pizzeria in der Färberstraße „Pizza e Pasta da Giovanni“ (ehem. Cosimo) zeigen, dass man es auch in diesen vermeintlich schwierigen Zeiten schaffen kann, ein gesundes Geschäft auf die Beine zu stellen, worüber ich extrem glücklich bin.
Mich freut es von Herzen, wenn jemand in unserer Stadt ein Geschäft oder eine Gastronomie eröffnen möchte. Mit Fleiß, Mut und Engagement wird das auch mit Sicherheit gelingen.

Ist das Phänomen „Leerstand” nur eine Herausforderung für die Ottheinrichstadt?

Wenn es nur ein Neuburger Problem wäre, müsste man vieles hinterfragen. Aber das Thema „Leerstand“ beschäftigt ausnahmslos die komplette Bundesrepublik, denn alle Städte haben mit dem zunehmenden Online-Handel und den hohen Mieten zu kämpfen.
Gerade auf dem Stadtmarketingkongress in München, bei dem ich im März teilnahm, war das ein Riesenthema. Im Gespräch mit vielen Kolleginnen und Kollegen wurde mir schnell klar, dass wir in Neuburg mit ca. 6 % Leerstand noch relativ gut dastehen.

Deine persönliche Einschätzung: Soll man es in diesen Zeiten überhaupt wagen, sich in Neuburg mit einem Geschäft selbständig zu machen und seinen persönlichen Traum vom eigenen Laden zu verwirklichen?

Hier gibt es von mir eine klare Antwort: JA! Voraussetzung dafür ist aber, dass man einen fundierten Geschäftsplan erstellt, beide Vertriebswege beschreitet (örtliches Geschäft + Online) und Zeit mitbringt, speziell in Neuburg. Denn der Neuburger agiert bekanntlich immer erst mit ein wenig Vorsicht. Überspitzt gesagt: Wenn der Nachbar sagt, dass es gut war, probiert man es selbst erst aus. Sobald aber die Freundlichkeit, der Service und die Ware an sich gut angenommen sind und sich das rumspricht, kann man sehr erfolgreich Handel betreiben. Denn auch wenn der Neuburger Zeit braucht, am Ende ist er dann treu und unterstützend.

Das Thema „Leerstand“ ist Chefsache im Neuburger Stadtmarketing. Zu erreichen ist Nils Lahn unter 084 31/536 21-00 oder unter der info@stadtmarketing-neuburg.de.
Alle Infos zum Thema „Leerstand“ und den Aktivitäten des Neuburger Stadtmarketings finden sich unter
www.stadtmarketing-neuburg.de/leerstand

Festliche Eröffnung mit Oberbürgermeister Dr. Bernhard Gmehling und Nils Lahn

Text: Alex Fitzek, Fotos: Marina Vogel und Extra-Archiv