„Richtige Sommer“ bräuchte sich Rudi Carrell, würde er noch leben, nicht mehr wünschen – die hatten wir doch in den vergangenen fünf Jahren ausgiebig. Aber wann wird’s mal wieder richtig Winter? Vergangenen Dezember blitzte mal kurz auf, was wie ein Winter aussah. Am ersten Adventswochenende schneite es ausgiebig und ganz Süddeutschland war in eine
dicke Wolkendecke gehüllt. Nach ein paar Tagen war der Winter vorbei und er meldete sich erst wieder im Frühjahr zurück. Nach den viel zu warmen Wintern der vergangenen Jahre wäre in diesem Jahr mal wieder ein richtiger Winter fällig: mit wenigstens so viel Schnee, dass die Landschaft ein paar Wochen lang weiß zugedeckt ist und mit so vielen Sonnentagen, die Lust machen, warm eingepackt nach draußen zu gehen.
Draußen sein im Winter ist eine Freude. Die Luft scheint sauberer, die Sicht klarer und das Blau des Himmels ist selten so
intensiv wie an einem sonnigen Wintertag. Wenige Minusgrade sorgen dafür, dass die weiße Pracht liegen bleibt und beim Gehen ein Knirschen bewirkt. Endlich kann der alte Holzschlitten wieder aus dem Keller geholt werden – die Kufen haben schon Rost angesetzt.
Rund um Neuburg gibt es viele Orte, an denen man den Winter genießen kann. Da ist der Englische Garten, der stadtnah zu Wanderungen unterschiedlicher Länge einlädt. Wer ausgiebiger im verschneiten Winterwald spazieren will, kann nach
Gietlhausen fahren und von dort aus nach Bergen laufen. Nach einem Heißgetränk oder einer Einkehr zur Brotzeit in den Baringer Lokalen geht es gestärkt zurück.
In Richtung Westen bietet sich das Naturschutzgebiet Kreut an. Unterschiedliche Landschaftstypen werden auf den Infotafeln. beschrieben: nasse, trockene Standorte, steinige und bewaldete. Schnee deckt das Gelände um die alten Übungshäuser zu. Kreut ist ein Paradies für Vögel, die sich dort in Ruhe beobachten lassen.
Östlich von Neuburg wirkt die Szenerie um das 500 Jahre alte Schloss Grünau wie ein Bild aus einem alten Märchen, besonders dann, wenn die Sonne den frischen Schnee zum Glitzern bringt. Der Wald hinter dem Schloss dehnt sich bis nach Ingolstadt aus. An Seen und Wasserläufen bilden sich in kalten Wintern Eisplatten, die bizarre Formen annehmen.
Geht man östlich des Schlosses über die lange Allee in Richtung über Gut Rohrenfeld hinaus, erreicht man den kleinen Ort Maxweiler. Am Ortsanfang liegt auf der rechten Seite der Naturgarten der Familie Öxler, der im Winter besonders reizvoll ist. Gräser, Blüten und Bäume sind dann von Schnee überzuckert oder von Rauhreif überzogen, Augenweiden für Beobachter mit und ohne Kamera.
Wer sich westwärts bewegt, hat in Unterhausen zwei Möglichkeiten, die Landschaft zu genießen: Der rund geführte Wanderweg Stätteberg führt über einen geschichtlich interessanten Kalkrücken zur Donau hinab, immer begleitet von einem alten Buchenwald. Wo Donau, Friedberger Ach und Kleine Paar zusammen fließen, kann man Wasservögel beobachten, mit etwas Glück auch mal einen Biber sehen.
Wer lieber in offener Landschaft wandert und Fernsicht bevorzugt, kann Richtung Straß-Moos auf Feldwegen laufen, immer auf den Spuren der Römer, von denen noch die sichtbaren Straßenprofile ihre Anwesenheit vor 2000 Jahren bezeugen.
Text: Annemarie Meilinger, Fotos: Annemarie Meilinger