Wenn ich an Weihnachten denke …

Drei in Neuburg bekannte Persönlichkeiten teilen die Erinnerung an das Weihnachtsfest ihrer Kindertage

Weihnachten – das verbinden viele von uns mit wunderschönen, nostalgischen Erinnerungen an die eigene Kindheit. Als man tatsächlich noch an den Weihnachtsmann oder das Christkind glaubte. Als das Weihnachtszimmer erst am Heiligen Abend betreten werden durfte. Als das ganze Haus nach Omas Bratwürsteln oder Mamas Plätzchen duftete.
Unter dem Motto „Weihnachten, wie es früher war“ erinnern sich Kristin von Philipp, Fritz Goschenhofer und Klaus Benz an diese besondere Zeit zurück.

DIE INTERVIEW-FRAGEN

  • ❶ Wie haben Sie das Weihnachtsfest als Kind verbracht und welche Rolle spielten Weihnachtsgeschenke in dieser Zeit?
  • ❷ Welches ist die schönste Weihnachtserinnerung aus Ihrer Kindheit und Jugend, an die Sie heute noch gerne zurückdenken?
  • ❸ Wie wichtig war für Sie an diesem Fest der Besuch der Heiligen Messe?
  • ❹ Gab es in Ihrer Familie bestimmte Weihnachtsbräuche? (z.B. gemeinsames Singen, basteln oder musizieren). Und gibt es einen Weihnachtbrauch von damals, den Sie auch heute noch pflegen?

Kristin von Philipp
Kristin von Philipp

Kristin von Philipp hat Unicef nach Neuburg geholt. Seit rund 35 Jahren sammelt sie mit dem Verkauf von Grußkarten und vielen liebevollen kreativen Ideen für die Kinder dieser Welt unermüdlich Spenden. Auch beim Schloßfest und beim Christkindlmarkt in der Oberen Stadt ist ihre Unicef-Arbeitsgruppe Neuburg seit Jahren präsent. Mutig, leidenschaftlich und authentisch macht sie in unserer Heimatstadt auf die Not der Kinder überall auf der Welt aufmerksam.

❶ Ich bin jetzt 91 Jahre alt. Meine allerersten Erinnerungen an den Weihnachtsabend gehen zurück in das Jahr 1939 – da hatte der Krieg bereits begonnen. Neben dem Weihnachtbaum, der besonders Eindruck auf mich gemacht hat, war eine weitere Begebenheit für mich berührend: Tante Märtchen, die allein lebte, sollte zu uns nach Breslau kommen. Damals gab es sehr viel Schnee. Deshalb verzögerte sich die Ankunft von Tante Märtchen bei uns. Sie war unterwegs in einen Schneehaufen gefallen. Während des Heiligen Abends sagte man oft: „Wie gut, dass der Weihnachtsengel Tante Märtchen aus diesem Schneehaufen gerettet hat. – Von da an glaubte ich, dass der Weihnachtsengel auch mir besonderen Schutz bieten würde, wenn ich ganz brav war.“
Geschenke in dieser Zeit sind mir gar nicht mehr im Kopf. Die Feierlichkeit, die hohen Räume, der Weihnachtsbaum – das hat sich in meinem Gedächtnis verankert. Das Vordergründige war für mich in dieser frühen Kinderzeit die besondere Atmosphäre, alles andere war mir nicht wichtig.
Später im Krieg, nach unserer Flucht, waren Geschenke ein großes Thema. Denn es gab buchstäblich nichts – Geschenke waren Mangelware.
Wir haben viel gesungen – auch das Lied „Am Weihnachtsbaum, die Lichter brennen“. Das mochte ich aufgrund seiner 3. Strophe als Kind überhaupt nicht. Denn dort hieß es: „Zwei Engel sind hereingetreten, kein Auge hat sie kommen sehen. Sie gehen zum Weihnachtsbaum und beten, und wenden wieder sich und gehen.“ – Das fand ich unmöglich! Denn bei uns zuhause war alles sehr eng – man konnte sich kaum umdrehen. Und warum sie dann überhaupt gekommen sind, wenn sie gleich wieder gehen … das verstand ich als Kind nicht. Und ehrlich gesagt, heute immer noch nicht.
Wir waren drei Geschwister, ich war die Älteste mit einem Abstand von fünf und sechs Jahren zu den beiden anderen. Wir hatten uns alle zusammen einen Schlitten gewünscht. Wir waren auf der Flucht im oberfränkischen Guttenberg gelandet und es waren wieder schneereiche Dezembertage. Als wir den Schlitten schließlich geschenkt bekamen, waren wir so glücklich, dass wir den ganzen Heiligen Abend darauf saßen und uns gemeinsam glücklich ausmalten, wo wir den Schlitten am nächsten Tag ausprobieren würden.
Gleich am Morgen sind wir losgezogen und … dann kam die Ernüchterung: Unser Schlitten besaß die falschen Kufen – er bewegte sich auf dem abschüssigen Gelände keinen Millimeter weit von der Stelle weg, wo er losrutschen sollte. Diese Enttäuschung lässt sich gar nicht in Worte fassen. Als Flüchtlingskinder waren wir die Einzigen im Dorf, die keinen Schlitten besaßen.
Sonst bekam ich öfter etwas zum Anziehen von der Familie, die im Schloss wohnte. Wir hatten im angebauten Stall Zuflucht gefunden. Ich habe mich sehr über diese schönen Kleidungsstücke gefreut. Denn wir hatten buchstäblich nichts mehr nach der Flucht, natürlich auch keinen Christbaumschmuck. Wir haben uns alles zusammengebettelt … und trotzdem war Weihnachten immer herrlich!
Flüchten mussten wir aus Breslau deshalb, weil die Russen vor der Tür standen. Ein befreundeter Schauspieler und Regisseur, der damals sehr bekannte Axel von Ambesser, hatte meiner Mutter den Tipp gegeben, dass er gute Beziehungen zu Schloss Guttenberg hatte und dass die Familie dort noch einzelne Personen aufnehmen würde. Das war unser Glück. Wir waren zwar in Sicherheit – aber auch in großer Not. Mein Buch „Die Venus vom Möhrenreuther Weiher“ erzählt die Geschichte dieser Flucht und weitere Erinnerungen aus meinem Leben.
❷ Ich war 11 Jahre alt, als der Krieg endete – und ich habe das alles sehr bewusst erlebt. Doch meine Mutter hat es in dieser ganzen Zeit immer geschafft, uns Kindern Sicherheit zu geben – und Freude aus dem „Nichts“ zu schaffen. Als die Wände in unserer Küche vor lauter eingefrorenem Ammoniak in der Kälte glitzerten, weckte sie uns nachts. Sie erzählte, das Christkind sei extra bei uns vorbeigekommen, um unsere Wände zu bemalen. – Meine jüngeren Geschwister waren begeistert. Ich konnte das alles schon etwas anders einordnen – aber ich bewunderte meine Mutter schon damals und noch heute, wie sie geschafft hat, uns diese Glücksmomente zu bescheren und immer ganz positiv in die Welt zu blicken, gerade auch in dieser Zeit der Entbehrung.
Diese Not und Armut auf der Flucht, aber auch die große Leistung meiner Eltern, uns ihre eigene Sorge nicht spüren zu lassen und uns immer wieder glücklich zu machen, das hat mich alles sehr geprägt. Obwohl die Bomber über uns flogen und plötzlich die Amerikaner in diesem Schlosshof standen – wir hatten eigentlich nie die Angst gespürt.
Demgegenüber macht mir das heute tatsächlich die meiste Sorge, dass unsere jungen Menschen so erdrückend die Last der Unruhe in unseren Tagen spüren. Überall übertrumpft man sich mit schlechten Meldungen und negativen Prognosen. Wie soll man denn da die Sicherheit und Geborgenheit bekommen, die man zum Heranwachsen braucht? Auch die Medien spielen da kräftig mit – diese Entwicklung kann ich nicht nachvollziehen. Meine Enkel, denen ich von dieser Zeit oft erzähle, sagen dann immer: „Ja, aber dann habt ihr ja trotzdem ein schönes Leben gehabt.“ – Und ich antworte ihnen: „Natürlich! Und lasst euch jetzt nicht Angst vor der Zukunft machen.“

❸ Ich habe in meiner Kinderzeit vier Jahre in einem Kloster von Salesianerinnen verbracht. Nach dem Krieg wurde das Kloster wieder als Internat eröffnet. Auch wenn ich während dieser Zeit ziemlich ungezogen war, wollte ich eigentlich selbst einmal ins Kloster gehen. Denn ich war immer sehr fromm. Irgendwo habe ich mir dieses Gefühl erhalten … auch wenn ich seitdem sehr viel erlebt habe. Deshalb ist die Weihnachtsmette schon seit Breslau und auch nach der Flucht in Guttenberg, wo ich im Weihnachtschor singen durfte, mir auch heute genauso wichtig wie alle christlichen Feste, zum Beispiel auch Ostern.
Meine ganze Familie geht immer noch sehr gerne – zum Teil in die evangelische, zum anderen Teil in die katholische Kirche. Ich bin leider nicht mehr so gut zu Fuß, deshalb kann ich leider nicht mehr so mit dabei sein, wie ich möchte. Auch wenn es so Vieles gibt, was mir an der „Kirche“ als Institution missfällt; ich liebe meine Kirche.

❹ Unsere Weihnachtsfeier besteht aus ganz vielen Ritualen. Dazu gehört zum Beispiel ein sehr kitschiger mundgeblasener Glasmops, der alljährlich an unserem Weihnachtsbaum hängt – und zwar über der Krippe. Obwohl nur Ochs und Esel Zeugen Christi Geburts waren, und kein Mops – aber gewisse kleine, liebegewonnene Accessoires sind für uns alle sehr wichtig. Wenn der Glasmops nicht an seinem Platz, ist das für uns kein richtiger Heiliger Abend.
Vom kleinsten Detail bis zur weltanschaulichen Frage gibt es bei uns strenge Regeln, die nicht über den Haufen geworfen werden dürfen. Nur einmal in meinem ganzen Leben mit meinen Kindern waren wir nicht zuhause, sondern bei einem Skiausflug in der Schweiz. Auch wenn wir da nett zusammensaßen und Canasta gespielt haben, war es nicht wie zuhause. Eigentlich sind wir fast schon hysterisch, wenn man es recht bedenkt … aber wir lieben einfach „unser Weihnachten“.
Natürlich gehört auch die Vorbereitung für unsere Unicef Aktivitäten auf dem Christkindlmarkt ganz fest zu unserem Weihnachtsfest. Denn das außergewöhnliche Engagement aller Beteiligten, die sich in diesem wunderschönen Ambiente der Oberen Altstadt seit Jahrzehnten für diesen romantischen Markt auf hohem Niveau einsetzen, kann man gar nicht genug würdigen. Es ist uns als Unicef-Arbeitsgruppe eine Ehre und eine Herzensangelegenheit, dabei auch unseren Beitrag mit dem Grußkartenstand zu leisten. Wir sind sehr dankbar, dass dieses „Vorweihnachten“ uns alle so wunderschön auf die Festtage hinleitet. Wir sind sehr glücklich, als Unicef-Gruppe Teil dieses adventlichen Treibens zu sein – bei diesem wunderbaren Höhepunkt der Vorweihnachtszeit.

Fritz Goschenhofer,
Fritz Goschenhofer,

Fritz Goschenhofer, konnte heuer seinen 80. Geburtstag feiern. Als aktiver Kommunalpolitiker ist er vielen auf Stadt- und Kreisebene ein Begriff. Doch auch der Sport lag und liegt dem Technischen Bundesbahnbeamten und langjährigem Mitarbeiter des ehemaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer sowie CSU Bundeswahlkreisgeschäftsführer immer am Herzen. 30 Jahre war er Kreisvorsitzender des Bayerischen Landessportverbands.

❶ Schon als Kind war Weihnachten für mich immer eine magische Zeit. Wochen vorher konnte ich die Vorfreude kaum zügeln, denn alles war von einer ganz besonderen Stimmung durchzogen. Überall duftete es nach Plätzchen und Tannengrün, und in der Luft lag diese einzigartige Mischung aus Spannung und Wärme.
In einer Welt, die zunehmend von Hektik und Unsicherheit geprägt ist, wird mir immer mehr bewusst, wie wertvoll diese Erinnerungen sind und wie sehr sie uns lehren, das wirklich Wichtige zu schätzen. In den ersten Tagen des Dezembers begann für meine Schwester und mich die Weihnachtsstimmung. Unsere Mutter begann früh, Plätzchen zu backen, und das ganze Haus duftete nach Zimt und Vanille. Im Advent entzündeten wir jeden Sonntag eine weitere Kerze und lauschten alten Geschichten über Liebe, Zusammenhalt und Hoffnung – Werte, die unser Weihnachtsfest immer prägten.
Die Weihnachtsgeschenke spielten für mich als Kind natürlich auch eine große Rolle – aber es ging um mehr als nur das Materielle. Die Freude, mit der die Familie zusammenkam, und das warme Gefühl der Geborgenheit machten den Heiligabend besonders. Die Geschenke waren Symbole für die Liebe und das Miteinander, das an diesem Fest im Mittelpunkt stand.

❷ Eine der schönsten Weihnachtserinnerungen, an die ich gerne zurückdenke, war ein Heiligabend, als ich noch klein war und es draußen leise zu schneien begann, genau in dem Moment, als wir uns um den Weihnachtsbaum versammelten. Der Anblick des weißen Schnees durch das Fenster, kombiniert mit den Kerzen und den leuchtenden Augen meiner Familie, hat sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt. Es war ein Moment, der für mich die wahre Bedeutung von Weihnachten einfing: Stille, Frieden und das Gefühl, angekommen zu sein.
Eine Tradition, die für mich untrennbar mit Weihnachten verbunden war, war eine Aufziehlokomotive, die jedes Jahr unter dem Christbaum lag. Es war kein großes Geschenk, doch jedes Mal, wenn ich die Lok aufziehen und durchs Zimmer fahren lassen konnte, war das für mich der Höhepunkt des Abends. Nach den Feiertagen wurde die kleine Lok sorgfältig weggepackt, damit sie im nächsten Jahr wieder ihren Platz unter dem Baum finden konnte. Diese Lokomotive, die immer wiederkehrte, war für mich ein Symbol der Beständigkeit und der Freude, die Weihnachten ausmachte – wie eine Art kleiner Freund, der jedes Jahr zurückkehrte und die dann auch später mein Berufsleben prägte als ich bei der Bahn eine Dampflokführerlaufbahn einschlug.

❸ Zum Fest gehörte auch der Besuch der Heiligen Messe, ein Ritual, das für unsere Familie besonders wichtig war. Die feierliche Atmosphäre in der Kirche, das gemeinsame Singen der Weihnachtslieder und die Freude der Menschen machten die Messe zu einem Höhepunkt des Abends. Sie bot die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, innezuhalten und das Weihnachtsfest in seiner ganzen Tiefe zu erleben. Auch wenn ich als Kind vielleicht noch nicht alle religiösen Bedeutungen verstand, so spürte ich doch, wie wichtig dieser Moment für uns alle war.
Heiligabend selbst war ein Fest der Familie und der Gemeinschaft. Unser Abendessen war einfach, doch es hatte immer einen besonderen Platz in meinem Herzen. Meine Mutter bereitete jedes Jahr den köstlichsten Kartoffelsalat, den ich je gegessen habe, dazu gab es Sauerkraut und fantastische Bauernwürste – eine Kombination, die für mich auch heute noch der Geschmack von Weihnachten ist.
Diese Speisen waren nicht nur Nahrung; sie waren Ausdruck der Liebe und Fürsorge meiner Mutter. Sie bedeuteten Heimat, Geborgenheit und eine Wärme, die selbst die kältesten Wintertage vertreiben konnte. Inzwischen sind viele Jahre vergangen, und vieles hat sich verändert. Meine geliebte Frau Inge ist vor drei Jahren von uns gegangen, und besonders zu Weihnachten fehlt sie mir schmerzlich. Es war unser gemeinsames Fest, geprägt von Frohsinn, Erinnerungen und vielen kostbaren Momenten.
Doch ich bin dankbar für meine Familie, die mich in diesen
Tagen immer umgibt. Mein Sohn Gerd bringt den Christbaum und meine Tochter Petra schaut nach dem Rechten. Zusammen mit meinen Enkelkindern Tobias, Dominique und Linda kehrt in der Weihnachtszeit Leben und Freude bei mir zu Hause ein. Die leuchtenden Augen meiner Enkel erinnern mich an meine eigene Kindheit und daran, wie wichtig es ist, diese Traditionen und Werte weiterzugeben.

❹ Jedes Jahr, kurz vor Weihnachten, fahren meine Schwester, die in Ulm lebt, und ich nach Nördlingen, um am Grab unserer Eltern zu gedenken. Dieses Ritual verbindet uns mit unserer Vergangenheit und gibt uns Kraft. Es erinnert uns daran, woher wir kommen und was uns zusammenhält – die Familie, die Liebe und die gemeinsame Erinnerung an die Menschen, die uns geprägt haben. Vor dem Grab unserer Eltern denken wir an die alten Zeiten, an die Festtage, die wir gemeinsam verbracht haben, und an das, was wirklich zählt.
Einige dieser Traditionen habe ich bis heute bewahrt. Weihnachten ist über die Jahre hinweg ein Fest geblieben, das in mir die schönsten Erinnerungen an meine Kindheit wachruft und mir zeigt, dass die Werte von damals auch heute noch lebendig sind. Heute, wenn ich die Nachrichten verfolge, erfüllt es mich mit Sorge, wie viele Konflikte und Unruhen die Welt belasten. Gerade zu Weihnachten wird mir bewusst, wie kostbar der Frieden ist, den wir oft als selbstverständlich betrachten. Ich wünsche mir so sehr, dass Tobias, Dominique und Linda eines Tages in einer Welt aufwachsen, die von Frieden und Verständnis geprägt ist – einer Welt, in der die Menschen einander mit Respekt und Mitgefühl begegnen. Weihnachten sollte uns daran erinnern, dass Frieden möglich ist und dass jeder von uns etwas dazu beitragen kann, diese Hoffnung lebendig zu halten. Für mich bleibt Weihnachten ein Anker der Beständigkeit und ein Moment des Innehaltens.
Auch wenn sich die Welt verändert, ist es das Fest der Liebe und der Menschlichkeit, das uns daran erinnert, was wirklich wichtig ist. Die Freude, die ich damals beim Aufziehen meiner kleinen Lokomotive verspürte, das Lächeln meiner Mutter, wenn sie den Kartoffelsalat mit Bauernwürsten auf den Tisch stellte, und das Licht der Kerzen, das uns alle zusammenbrachte – all das sind Momente, die für mich der wahre Geist der Weihnacht sind. So hoffe ich, dass dieser Geist der Liebe und des Friedens uns alle in dieser herausfordernden Zeit begleitet. Mögen wir uns daran erinnern, dass die größten Geschenke oft in den einfachsten Dingen liegen: in der Gemeinschaft, in der Wärme der Familie und im Glauben an eine bessere Welt. Weihnachten ist für mich nicht nur ein Fest der Erinnerungen, sondern auch ein Fest der Hoffnung, dass eines Tages wieder Frieden in die Welt einkehrt und dass die Liebe stärker ist als alle Konflikte. Möge dieser Geist uns auch in den kommenden Jahren leiten und uns daran erinnern, dass wir alle die Verantwortung haben, die Welt ein kleines bisschen heller zu machen – für unsere Kinder, unsere Enkel und für alle, die diesen Frieden genauso dringend brauchen.
Heute, viele Jahre später, pflege ich diesen Brauch noch immer. Der Klang von „Stille Nacht“ verbindet mich mit meiner Kindheit, mit den Gesichtern meiner Familie und den Erinnerungen an all die Heiligabende, die wir gemeinsam verbracht haben. Auch wenn sich die Umstände verändert haben und die Traditionen mit der Zeit gewachsen sind, bleibt das Singen dieses Liedes eine Konstante, die mich mit meinen Wurzeln verbindet.

Klaus Benz
Klaus Benz

Klaus Benz ist als langjähriger „Mr. Weihnachten“ schon den ganz kleinen Neuburgerinnen und Neuburgern und natürlich auch den großen ein Begriff. Seine Moderatoren-Leidenschaft prägte viele Veranstaltungen in und um Neuburg mit, neben der Vorweihnachtszeit auch das Neuburger Volksfest und den Neuburger Motorsportclub.

❶ Ich bin 1949 auf die Welt gekommen. Meine Eltern kümmerten sich aufopfernd um ihre vier Buben. Unser Vater war engagierter Elektriker beim Linzi und unsere Mutter war für uns da, kochte ausgezeichnet und half uns bei den Hausaufgaben. Außerdem ging sie täglich ihrer Schwester auf ihrem heimatlichen Bauernhof tatkräftig zur Hand. In einer Bäckerei war sie das Mädchen für alles und wir kamen dadurch immer zu feinen Plätzchen und guten Stollen mit „Weinbeerlan, Zitronat und Oranschat“.
Der Benz-Vater stammt aus dem Schwarzwald und bekam von seiner Schwester Anna alle Jahre eine herrliche Tanne per Bahn zugeschickt. Dieser Tannenduft war alleine schon ein besonderes Geschenk für uns. Aber auch das handwerkliche Geschick unseres Vaters verhalf uns zu praktischen und für uns wertvolle Geschenke: So fertigte er mit Hilfe eines Kartoffeldämpfers Eschen-Schi oder stellte ein Tretauto aus Blech auf die Räder, das allen vier Buben eine große Freude machte. Auch für selbstgebaute Schlitten hatte er ein goldenes Händchen. Als wir unsere erste Modelleisenbahn bekamen, bastelten wir zusammen Häuschen aus Holz dazu. Unsere Mutter strickte warme Socken, zwickte von ihrem „Schmu“ kleine Beträge für schöne Kinderbücher ab und „spielte“ so für uns das Christkind.
Nie lag etwas unter dem Christbaum, was wir nicht brauchen konnten. Nach der Kindermette in der Hl. Geist-Kirche gab es leckere Woll- und Bauernwürste vom Metzger Mayer, frisch gebackene Spitzerl und die zuckersüße BELI-Limonade. Dann klingelte das Glöckchen und die Bescherung machte uns alle glücklich!

❷ Auf Grund des Fleißes und der Sparsamkeit unserer Eltern war jedes Weihnachtsfest etwas Besonderes. Einer meiner Brüder musste immer wieder ins Krankenhaus und wir bangten um seine Gesundheit. Wenn er dann an Weihnachten zu Hause und die Familie Benz „komplett“ am Hl. Abend beinander saß, gab es nichts Schöneres für uns. Und als wir nach der Bescherung eine Tasse Apfelpunsch zum Probieren bekamen, hatte das schon etwas „Extriges“. Auch durften wir, je nach „Alter-Klasse“ etwas länger aufbleiben und mit dem ersten Cassetten-Rekorder im Hause Benz schöne Lieder anhören.

❸ Wir waren eine sehr gläubige Familie und der Gottesdienstbesuch gehörte zum Sonntag wie der leckere Braten. Ich war lange Zeit als Ministrant und dann später als Lektor in der Hl. Geist-Kirche tätig und so war es ganz normal, dass gerade in der Weihnachtszeit der Dienstplan gespickt war mit Terminen.
Ein besonderer Termin war die Mitternachts-Mette, bei der ich verhältnismäßig zu früher Jugendzeit ministrieren durfte. 23.30 Uhr war nicht gerade der Zeitpunkt, wo ich aus der warmen Umgebung wollte. Doch wir nahmen den Dienst zum Lobe Gottes sehr ernst und die Stimmung um Mitternacht war schon etwas Besonderes.
Einmal gab mir unser Vater einen Punsch in einer Thermosflasche mit, „um mich und meine Freunde“ warm zu halten. Einer von ihnen wärmte sich in der Sakristei aber etwas zu stark und fiel mitten in der Mette vornüber. Genau auf die Glocken, was ein nicht ganz so passendes Geläute in der anheimelnden Stimmung verursachte. Und einen mahnenden Blick vom Herrn Stadtpfarrer Reiter einbrachte!

❹ Vor dem Weihnachtsfest bügelten wir eifrig Stroh-Halme, um daraus einfache, aber sehr schöne Stroh-Sterne zu basteln. Dabei entstand ein regelrechter Wettbewerb unter uns Buben, wer den schönsten zusammenbrachte. Dieser wurde dann ganz oben auf unsere Schwarzwaldtanne gehängt. Wir hatten lange Zeit eine Papierkrippe, die ganz einfach aufgeklappt werden konnte und damit in unserem kleinen, aber gemütlichen Haus, keinen Platz wegnahm.
Ich durfte als Einziger ein Musikinstrument lernen. Eine Lehrerin aus der Nachbarschaft versuchte, mir auf meiner vom Taschengeld ersparten Blockflöte einige hörbare Musikstücke beizubringen. Besonders das Fis war meine „Lieblingsnote“, weil dieses mit einem halben Daumen intoniert werden musste. Ich hatte damals schon große Finger und der Ton hörte sich jedes Mal anders an. Es reichte aber zur Begleitung von „Stille Nacht, heilige Nacht“ unterm Christbaum. Doch nach weiteren nervenaufreibenden
Musikstunden sah ich ein, dass ich für alles andere besser geeignet war als zum Musizieren und ich brach meine Flöte ganz einfach über dem Knie auseinander. Das wunderschöne Weihnachtslied wurde aber weiterhin von allen Familienmitgliedern gesungen.
Das Schmücken des Christbaumes in unserem Haus in Sehensand ist alle Jahre „Männersache“. Während meine Gattin Rosemarie fleißig in der Metzgerei die Kunden auf deren „Weihnachts-Roas“ zufrieden stellte, kümmerte ich mich zusammen mit unseren Kindern Stefanie und Florian um unseren Baum.
Jetzt ist unser Enkel Fabian an meiner Seite und wir haben die größte Freude bei dieser schönen Aufgabe. Das traditionelle Lametta hat ausgedient, dafür schmücken jetzt Strohsterne und Holzfiguren aus dem Berchtesgadener Land die zwei Meter hohe Fichte. Auch die „Mettenwürst“ mit Kartoffelsalat und frischem Gebäck sowie das Glöckerl mit der Einladung zur Bescherung sind mit in die Gegenwart übertragen worden. Der Familienkreis ist mit Daniela, der Lebensgefährtin unseres Sohnes und deren Tochter Hanna angewachsen und sorgt für eine wunderbare Stimmung am Heiligen Abend.

Text: Alex Fitzek, Fotos: privat