Das Statistische Bundesamt prognostiziert, dass im Jahre 2060 jeder Dritte über 65 Jahre, jeder Siebte mindestens 80 Jahre alt sein wird. Aber ist das eine Entwicklung, vor der man sich fürchten muss? – Seniorenbeirat-Vorsitzende Renate Wicher betont:„Alter hat Zukunft. Längeres Leben ist die Chance für längere Aktivität, Gesundheit und Lebensfreude. Die heutige Generation vonSeniorinnen und Senioren ist stark, leistungsbereit, begeisterungsfähig, lebt bewusst und vermittelt ein positives Altersbild.“
Der Neuburger Seniorenbeirat, der am 16.1.2003 gegründet wurde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Hilfestellung zu leisten und Angebote zu unterbreiten, die es ermöglichen, das Leben auch im Alter sinnvoll, kreativ, geistig und körperlich aktiv zu gestalten.
„Eine Grundvoraussetzung für Aktivität im Alter ist die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben“, erläutert Renate Wicher. „Der regelmäßige Umgang und Austausch mit anderen Menschen bereichert das Leben jedes Einzelnen.“
Der Seniorenbeirat besteht aus mindesten 8 und höchstens 15 wahlberechtigten Mitgliedern, die mindestens 60 Jahre alt seinmüssen. Außer dem/der Sozialreferent*in dürfen keine Mitglieder des Stadtrats vertreten sein. Neben der monatlichen öffentlichen Sitzung im Rathaus, in der aktuelle und zukunftsorientierte Themen besprochen werden, gibt es ein abwechslungsreiches Aktivitäten-Programm. Es kann hier direkt über die Seite des Seniorenbeirates abgerufen werden. Da der Seniorenbeirat kein Verein ist, kann jede und jeder über 60 Jahre an diesen Veranstaltungen jederzeit und unverbindlich teilnehmen.
Gemeinsam sind wir stärker
Viele Termine haben sich schon zu richtigen Highlights in Neuburg etabliert, z. B. der Wohlfühltag im Parkbad, das Golfturnier, das Kartenspiel, der Senioren-Faschingsball oder das Seniorenkino. Doch Renate Wicher sucht ganz bewusst auch den generationenübergreifenden Schulterschluss im Netzwerk von Gleichgesinnten. In Lukas Schorer, dem Vorsitzenden des JuPa, des Neuburger Jugend-Parlamentes, hat sie einen engagierten Gefährten gefunden.
„Wir alle im JuPa profitieren sehr von den gemeinsamen Aktivitäten mit Renate Wicher und dem Seniorenbeirat“, erzählt Lukas Schorer. „Dabei sind es zum einen gemeinsame Veranstaltungen wie das Fest der guten Taten oder die Kürbisschnitzaktion, wo es uns ganz bewusst darum geht, Leben in die Stadt zu bringen und Spenden zu sammeln.“ Doch beiden Gruppierungen geht es vor allem um gesellschaftliche Teilhabe – zum Beispiel beim Thema Barrierefreiheit. Das „Seniorensiegel“ und die damit verbundene Broschüre erleichtern das Einkaufen und weisen Geschäfte und Einrichtungen als besonders seniorenfreundlich aus. „Doch wir haben uns auch bei vermeintlich „kleinen Dingen“ zusammengetan, die jedoch für die Betroffenen eine große Wirkung entfalten“, fügt Lukas Schorer hinzu. „Zwischen uns besteht eine gleiche Wellenlänge, sodass wir es sehr schätzen, uns gemeinsam für eine soziale Stadt einzusetzen.“ Ob es das Thema Pfandringe ist – „hier muss der Umgang mit Armut würdevoller gestaltet werden“ – oder die Absenkungen von Bordsteinen: „Aus unterschiedlichen Perspektiven nehmen wir Missstände wahr – und dann setzen wir uns gemeinsam für deren Behebung ein“. Denn: Beeinträchtigungen, die ältere Menschen empfinden, könnten auch jüngere Menschen treffen, die etwa nach einem Unfall mit einem Rollstuhl unterwegs oder erblindet seien. „Wer denkt: Die Jugend von heute will nur Party machen, hat nicht damit gerechnet, dass viele von uns sehr politisch eingestellt sind“, so Lukas Schorer. „Natürlich gibt es viele Gründe, sich um unsere Welt zu sorgen – Kriege, Klima, Krisen – und einige Menschen halten es manchmal gar nicht aus, sich mit all diesen Dingen auseinanderzusetzen. Doch diese große Sorge trifft jede und jeden – unabhängig vom Alter. Wir schätzen uns glücklich, in der Kooperation mit dem Neuburger Seniorenbeirat so viel voneinander lernen zu können, so viele gute Aktionen zu initiieren und dabei so eine gute Zeit zusammen zu haben.“ Renate Wicher und Lukas Schorer sind sich einig: „Die Weichen für die Zukunft müssen jetzt gestellt werden. Und dabei kann jede und jeder sich beteiligen, denn man braucht kein politisches Amt, um aktiv zu werden.“
Text: Alex Fitzek, Foto: Ralph Bartoschek