Weihnachten in aller Welt – und in Neuburg

Drei Neuburger Familien erzählen, wie sie die Weihnachtsbräuche aus ihrem Ursprungsland mit dem bayerischen Weihnachten kombinieren

Neuburg ist eine weltoffene, bunte und vielfältige Stadt. Nicht nur wegen der Städtepartnerschaften und -freundschaften mit Sète, Jeseník sowie der Allianz der „Newscastles of the World“ oder den internationalen Verbindungen großer Unternehmen bestehen enge Verbindungen mit der ganzen Welt. Viele Neuburger Familien sind nicht nur „bayerisch“, sondern haben ihre Wurzeln auch in einem oder mehreren anderen Ländern. Wie feiern diese Mitbürgerinnen und Mitbürger Weihnachten? In HALLO Neuburg erzählen bekannte Neuburger Persönlichkeiten von ihrem privaten multikulturellen Weihnachtsfest.

Olivia Friemel-Hurley und James Hurley haben englische und kanadische Wurzeln. Das Pianisten-Ehepaar ist vielen Musikfreundinnen und -freunden über Più Piano oder die dort regelmäßig stattfindenden Konzerte sehr gut bekannt. In Olivias Familie kommt Mutter Anne, die Vorsitzende des Ensemble del Arte e.V., aus England. Walter Friemel ist Mitbegründer der Neuburger vhs, wo auch Olivia heute arbeitet. Ihr Ehemann James Hurley stammt aus Neufundland/Kanada. Beide erzählen von ihren Weihnachtserinnerungen und ihrem heutigen gemeinsamen Multi-Kulti-Weihnachten.

Olivia Friemel-Hurley erzählt: „In unserer Familie haben wir eigentlich ganz traditionell deutsch gefeiert – und zwar am 24. Dezember. Es gab – und gibt heute noch immer – Forelle und Kartoffeln. Nach dem Essen mussten die Kinder nach oben; wenn wir die Glocke klingen hörten, durften wir wieder kommen und die Geschenke lagen unter dem Baum. Das Christkind war gekommen. Gegen 23 Uhr sind wir dann in die Christmette gegangen.

Am 1. Weihnachtsfeiertag gab und gibt es immer Gänsebraten und als engl. Tradition den „Christmas Pudding“, den man mit Alkohol beträufelt und flambiert. Während man die Flamme sieht, darf man sich etwas wünschen. Das ist kein Pudding, wie man ihn in Deutschland kennt, sondern eher ein Kuchen aus getrockneten Früchten. Dazu gibt es Custard, eine warme Vanillesoße.“James Hurley berichtet: „Bei uns wird Weihnachten am 25. Dezember gefeiert. Die Kinder stehen in der Früh auf und ihre „stockings“ (Strümpfe) wurden über Nacht von Santa Claus gefüllt. Am Abend davor wird ein Teller mit Keksen und ein Glas Milch für Santa Claus bereit gestellt, dass er sich stärken kann. Üblich ist es auch, dass alle dieselben Weihnachts- Schlafanzüge tragen. Danach wird gefrühstückt. Am späten Nachmittag werden die Geschenke unter dem Baum geöffnet und es gibt Turkey Dinner, also Truthahn, Kartoffelbrei, verschiedene Gemüsebeilagen und Sauce. Am Abend gehen wir in die Kirche.

Am 26. Dezember gibt es zum Brunch „Wife Saver“. Der Titel verrät schon, die Frau soll „gerettet“ werden. Gerettet vor ewigem in der Küche Stehen und Kochen. Man kann das Gericht am Abend zuvor zubereiten und dann in der Früh einfach in den Ofen geben. Es ist eine Art Auflauf aus Toastbrot, Eiern, Schinken, Käse, Zwiebeln, garniert mit Cornflakes. Echt sehr lecker!

Heute feiern wir gemeinsam je nachdem, wo wir Weihnachten verbringen. In Neuburg feiern wir mit der Familiedeutsche Weihnachten, öffnen aber am 25. Dezember auch die Stockings. Wenn wir in Neufundland sind, feiern wir traditionelle kanadische Weihnachten. In Bayern finden wir die Tradition des Adventskalenders sehrschön, er hilft den Kindern auch dabei, einzuschätzen, wie lange es noch dauert bis das Christkind bzw. Santa Claus kommt.“

Christmas Wife Saver

Das Rezept für eine leckere kanadische Weihnachtstradition. Ganz entspannt am Vortag zubereiten und am nächsten Morgen nur noch in den Backofen schieben.

Zutaten

16 Scheiben Weißbrot, ohne Kruste • 16 Scheiben Bacon, roher oder gekochter Schinken • 16 Scheiben Cheddar oder Gouda Käse (je nach Geschmack mild oder würzig) • 6 Eier • 1/2 Teelöffel Pfeffer • 1/2 – 1Teelöffel Senf • 60 g gehackte Zwiebel • 60 g fein gehackter grüner Pfeffer (optional) • ¾ l Milch • 1/2 Pfund Butter • 1 – 2 Teelöffel Worcestershire-Sauce • 1 Spritzer Tabasco • Für das Topping: zerkleinerte Cornflakes

Zubereitung

Die ersten 8 Brotscheiben in eine große, gebutterte Glasbackform legen. Darauf den Bacon oder Schinken sowie danach die Käsescheiben legen. Die restlichen Brotscheiben so darauf verteilen, als würde man Sandwiches machen. Eier und Pfeffer in einer Schüssel verquirlen, die restlichen Zutaten, bis auf die Butter und die Cornflakes, hinzufügen. Über die Sandwiches gießen und zugedeckt über Nacht im Kühlschrank durchziehen lassen. Am nächsten Morgen den Ofen auf 180 °C vorheizen. Vor dem Backen die Butter schmelzen und darüber gießen. Anschließend mit den zerkleinerten Corn Flakes belegen. Bei 180 °C im Ofen eine Stunde backen. Vor dem Servieren 10 Min. ruhen lassen.

Leo und Bajram Gashi haben die Neuburger Gastronomie verändert. Mit ihrem HUBA, dem Bootshaus, dem Barbour-Shop, der FLY Cocktailbar und dem FLY Partytruck stehen sie für Party und Feiern, aber auch für eine herzliche, unkomplizierte, stimmungsvolle Erlebnis-Gastronomie. Beide haben ihre Wurzeln im Kosovo und erzählen, wie sie die Festtage an Weihnachten und zum Jahreswechsel erleben.

„Weihnachten haben wir erst hier in Deutschland richtig kennengelernt. Zuhause im Kosovo haben wir Weihnachten nicht so gefeiert wie hier, da wir Moslems sind. Die Familie hat sich getroffen, jedoch nicht gefeiert. Bei uns gab es auch keinen Weihnachtsmann, sondern den Schneemann.

Stattdessen haben wir Silvester groß mit der ganzen Familie gefeiert: das „viti i ri“, das Fest zur Begrüßung des neuen Jahres. Es wurde ein Lamm geschlachtet, die ganze Familie und alle Verwandten kamen zusammen. Wir hatten zuhause nicht jeden Tag Fleisch. Doch an diesem Fest konnten wir uns richtig satt essen. Es gab viel und reichlich Speisen, wie Baklava und reichlich Süßspeisen.

Hier feiern wir Weihnachten in unseren Familien auch mit Christbaum und Geschenken, vor allem für unsere Kinder, die ja hier aufwachsen. Wir schmücken und dekorieren sehr gerne, wie man auch in unseren Restaurants zur Advents- und Weihnachtszeit sehen kann. Im Bootshaus haben wir in direkter Nachbarschaft zur Wichtelhütte dieses Jahr alles im Alpenweihnachtslook dekoriert. Sowohl im Biergarten als auch im Wintergarten gibt es Wintercocktails, Steaksemmel, Würstel und Kaiserschmarrn. Wir lassen hier unsere Vorstellung von Feiern mit Freunden, Kollegen oder der Familie wahr werden.

Silvester ist nach wie vor für uns ein großes Fest, das wir traditionell immer mit unserer Familie feiern.“

Carmela Neff kommt aus Süditalien. Gemeinsam mit ihrem Mann Michael hat sie im Oktober das ehemalige „Obstkistl“ übernommen. Unter dem neuen Namen „Carmela gesund und lecker“ führt sie ein feines Lebensmittelgeschäft, das viele Neuburgerinnen und Neuburger glücklich macht. Kaffeespezialitäten, Snacks, Salate und Süßes laden zum Verweilen ein. In der Rosenstraße findet sich auch ihr Bekleidungsgeschäft „Carmela – Italian Fashion Store“.

„Als ich Kind war, haben wir immer in der Familie Weihnachten gefeiert. Das Wichtigste war bei uns das Essen. Wir haben sehr ausgiebig und sehr lang gegessen, es begann um 16 Uhr und dauerte bis 24 Uhr. Dann kam das Christkind und wir haben die Krippe bewundert und uns auf Geschenke gefreut. Aber eigentlich, so war das damals, gab es die richtigen Geschenke erst am 6. Januar. An Weihnachten gab es nur einen Strumpf mit Süßigkeiten.

Zum Weihnachtsessen gehört in unserer italienischen Familie traditionell Fisch in sehr großer Auswahl, auch mit Pasta. Als Nachtisch gab es den Panettone, der ist so wichtig für Italien wie bei uns in Deutschland die Plätzchen. Natürlich kann man ihn auch selbst machen, aber das war meist die Aufgabe der Großmütter. Heute kauft man ihn einfach, zum Beispiel in einer Konditorei, und achtet auf eine sehr gute Qualität. Ganz wie in Deutschland mit den Plätzchen ging es schon ab Mitte November los mit dem Panettone. Es findet sich immer eine Gelegenheit, ihn zu genießen, über den ganzen Tag verteilt mit einem Cappuccino oder Milch – und zu jeder Tageszeit; er ist einfach sehr lecker.

Natürlich gab es in Süditalien keinen Schnee. Mittlerweile ist es dort meist 20 °C warm im Winter. Aber trotzdem ist Weihnachten für uns ein wichtiges Fest, da Italien ein Land mit katholischer Tradition ist. Für uns Kinder war es besonders schön, dass wir in der Familie zusammengesessen sind. Und wir haben auch für unsere Oma und unseren Opa an diesem Abend vorgelesen. Das Essen hat auch deshalb so lange gedauert, weil wir Tombola gespielt haben, das ist eine italienische Tradition. Man dreht an einem Rad und zieht Losnummern und Kärtchen, und je nachdem, welche Kombinationen man bekommt, gewinnt man das Spiel. Es ist ein bisschen wie Lotto und dauerte den ganzen Abend. Daneben haben wir auch Kastanien gegessen, Walnüsse und Nüsse – und uns sehr gut unterhalten.

Auch in unserer italienisch-deutschen Familie ist das Essen immer noch sehr wichtig. Allerdings hat sich die Länge an die deutsche Mentalität angepasst und wir essen nicht mehr 5 – 6 Stunden. Es gibt auch mal Braten bei uns; aber es gibt immer Panettone und Stollen – beides. Und Tombola spielen wir ebenso.

Da auch meine Geschwister deutsche Ehepartner haben, feiern wir ein deutsch-italienisches Weihnachten. Während wir in Italien an Weihnachten ein ganz actionreiches Fest haben, zwar mit ein bisschen Weihnachtsmusik im Hintergrund, aber vor allem laut miteinander diskutieren und lachen und es immer irgendwie über Fußball geht, habe ich in Deutschland kennen gelernt, dass es auch ein bisschen ruhiger sein kann.

Besonders das Singen in der Familie gefällt mir sehr gut. Und natürlich war es eine ganz neue und schöne Erfahrung, Schnee kennenzulernen.“

Texte: Alex Fitzek, Fotos: privat