Wenn ich an Weihnachten denke …

Drei in Neuburg bekannte Persönlichkeiten teilen die Erinnerung an das Weihnachtsfest ihrer Kindertage

Weihnachten – das verbinden viele von uns mit wunderschönen, nostalgischen Erinnerungen an die eigene Kindheit. Als man tatsächlich noch an den Weihnachtsmann oder das Christkind glaubte. Als das Weihnachtszimmer erst am Heiligen Abend betreten werden durfte. Als das ganze Haus nach Omas Bratwürstl oder Mamas Plätzchen duftete.

Unter dem Motto „Weihnachten, wie es früher war“ erinnern sich Sr. Maria Goretti Böck, Klaus Baumgartner und Bernhard Peterke an diese besondere Zeit zurück.

Die Interviewfragen

  1. Wie haben Sie das Weihnachtsfest als Kind verbracht und welche Rolle spielten Weihnachtsgeschenke in dieser Zeit?
  2. Welches ist die schönste Weihnachtserinnerung aus Ihrer Kindheit und Jugend, an die Sie heute noch gerne zurückdenken?
  3. Wie wichtig war für Sie an diesem Fest der Besuch der Heiligen Messe?
  4. Gab es in Ihrer Familie bestimmte Weihnachtsbräuche? (z.B. gemeinsames Singen, basteln oder musizieren). Und gibt es einen Weihnachtbrauch von damals, den Sie auch heute noch pflegen?

Sr. Maria Goretti Böck war Jahrzehnte lang als Generaloberin für die Kliniken St. Elisabeth verantwortlich. Sie lebt im Kloster St. Elisabeth in Neuburg.

  1. Die Vorfreude auf das Weihnachtsfest war in meiner Kindheit etwas ganz Besonderes. Ich komme aus einer kinderreichen Familie und wir zählten schon einige Wochen vor Weihnachten die Tage, bis das Christkind endlich kommt. Am Heiligen Abend lagen die Geschenke unter dem Christbaum und unsere Augen strahlten. Aber wir mussten uns noch etwas gedulden, denn unser Vater las das Weihnachtsevangelium vor, dann wurde noch gemeinsam das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht gesungen“ – und dann ging es an die Geschenke. Wir hatten ja dem Christkind einen Brief geschrieben und unsere Wünsche mitgeteilt, die das Christkind meist erfüllte, die im Vergleich zu heute recht bescheiden waren. Wir freuten uns riesig über eine Puppe oder ein Schaukelpferd, eine Strickliesel oder neue Hausschuhe, wir verbrachten dann den Heiligen Abend mit unseren Geschenken, bei Plätzchen und Punsch. Dann war es selbstverständlich, dass wir uns kurz vor Mitternacht warm angezogen auf den Weg zur Christmette machten. Mit der Christmette beschlossen wir den Heiligen Abend.
  2. Meine Schwester musste zu einer schweren Operation in die Haunersche Kinderklinik nach München. Am 4. Dezember, also kurz vor Weihnachten, wurde sie eingewiesen. Meine Eltern bangten um ihr Leben. Einen Tag vor dem Heiligen Abend durfte sie für einige Tage nach Hause. Die Ungewissheit ihrer Krankheit hat die ganze Familie belastet und die Freude, dass sie Weihnachten mit uns feiern durfte, war übergroß. Ich war damals erst 9 Jahre alt, aber dieser Heilige Abend ist mir in Erinnerung geblieben.
  3. In unserer Familie war es selbstverständlich, dass wir am Sonntag in die Heilige Messe gingen und in der Adventszeit bestaunten wir den großen Adventskranz in unserer Kirche, besonders schön war er, wenn die Kerzen brannten. Den Aufbau der Weihnachtskrippe mit den vielen Figuren und Schafen konnten wir kaum erwarten. Als sie dann stand, besuchten wir sie sehr oft, denn unser Weg zur Kirche war nicht weit.
  4. Die vorweihnachtliche Zeit war und ist eine besonders schöne Zeit für mich. In unserer Familie verbrachten wir diese Wochen und Tage mit Basteleien, Spielen, Gesprächen und Vorlesen von Weihnachtsgeschichten. Das Basteln von kleinen Weihnachtsgeschenken, kleinen Engelchen und das Verzieren von Kerzen mache ich auch heute noch sehr gerne. Sie erinnern mich an meine Kinderzeit.

Klaus Baumgartner, geboren im österreichischen Graz, kennen viele Neuburgerinnen und Neuburger als „Baumi“. Er war Teil der legendären Band „Die Pedro’s“. Der Musik blieb er bis heute als Musikproduzent treu.

  1. Das Weihnachten war für uns Kinder wirklich etwas Besonderes. Es war immer so feierlich und aufregend. Wir haben immer zuhause gefeiert: Zuerst haben wir zusammen Abend gegessen, um dann vor der Wohnzimmer Türe auf das Klingeln des Christkinds zu warten. Mein Vater spielte an Weihnachten immer Geige für uns. Seine Stimme war wunderschön, als er für uns dazu Weihnachtslieder sang. Und den Geschichten, die er uns im Advent und an Weihnachten erzählte, haben wir als Kinder voller Ehrfurcht und Freude gelauscht. In der Nachkriegszeit spielten Weihnachtsgeschenke bei uns keine große Rolle. Die Zeiten waren bescheiden, und doch erinnere ich mich so deutlich an die kleinen, liebevoll verpackten Überraschungen, die den Zauber der Festtage ausmachten. Der Christbaum schmückte unser Wohnzimmer; und auch wenn er nicht prunkvoll mit glänzendem Schmuck behängt war, strahlte er eine ganz eigene, bescheidene Schönheit aus. Die Geschenke waren einfach, aber sie hatten eine tiefe Bedeutung. Ich erinnere mich an das zarte Rascheln von Seidenpapier, als wir die kleinen Päckchen am Baum entdeckten. Jedes Geschenk wurde sorgfältig ausgewählt und mit Liebe verpackt. Es war nicht die Masse oder der materielle Wert, der zählte, sondern die Gedanken und Mühe, die hinter jedem Geschenk steckten. Mein Vater erhielt in einem Jahr eine schlichte Krawatte – vielleicht nicht extravagant, aber für uns war es ein Zeichen von Wertschätzung und Liebe. Und wir Kinder? Nun, in einem Jahr waren es selbstgestrickte Socken, warm und mit Bedacht gefertigt, um uns durch den kalten Winter zu begleiten. Im nächsten Jahr waren es Fäustlinge, mit der gleichen Hingabe gestrickt, um uns vor der Kälte zu schützen. Es waren bescheidene Gaben, aber sie trugen eine Tiefe in sich, die heute oft verloren zu gehen scheint. Diese einfachen Geschenke waren Symbole für Fürsorglichkeit und Zusammenhalt. In einer Zeit, in der materieller Überfluss nicht selbstverständlich war, schätzten wir die kleinen Freuden des Lebens umso mehr. Diese Erinnerungen lehren mich, dass es nicht die Größe oder der Wert eines Geschenks ist, der zählt, sondern die Liebe und Fürsorge, die dahinterstecken. In den einfachen Freuden fanden wir den wahren Geist von Weihnachten – einen Geist der Bescheidenheit, Zusammenhalt und Liebe, der uns auch heute noch begleitet.
  2. Es war eine Weihnachtserinnerung, die nicht von festlichem Glanz geprägt war, sondern von einer erlösenden Wahrheit, die in der düsteren Atmosphäre des Krieges verborgen lag. Über zehn Jahre hatten wir im Ungewissen über das Schicksal meines Bruders Walter gelebt. Er war im Krieg verschollen, und die quälende Ungewissheit hatte über unsere Familie wie ein Schatten gehangen. An jenem Weihnachtsabend, der sich in meine Erinnerung eingebrannt hat, durchzog eine Mischung aus Spannung und Trauer die Luft. Der Tannenbaum strahlte nicht die übliche festliche Wärme aus, und die Geschenke schienen in ihrer Bedeutungslosigkeit verblasst. Die Abwesenheit meines Bruders hinterließ eine schmerzhafte Leere. Doch dann, an diesem Abend, erreichte uns die Nachricht, die zugleich erlösend und bitter war. Mein Bruder Walter war gefallen. Die Worte trafen uns wie ein Schlag, und für einen Moment erstarrte die Zeit. Die Trauer umhüllte uns, und der Gedanke an das Verlorene wog schwer. Aber dann schaute ich zu meiner Mutter. In ihren Augen spiegelte sich nicht nur der Schmerz, sondern auch eine seltsame Form der Erleichterung. Nach über einem Jahrzehnt des Bangens und Hoffens hatte sie endlich Gewissheit über das Schicksal ihres Sohnes. Die Ungewissheit, die uns so lange geplagt hatte, fand ein Ende. Es war keine schöne Nachricht, aber die Erlösung, die sie mit sich brachte, war fast spürbar. Die Gewissheit, dass Walter nicht mehr in der Unsicherheit des Verschollenseins verweilte, brachte eine seltsame Form von Frieden. Mutter konnte endlich trauern, aber auch Abschied nehmen. Diese traurige Wahrheit war gleichzeitig ein Schritt in Richtung Heilung. Es war ein Weihnachtsabend, der uns die Möglichkeit gab, Frieden zu finden, auch wenn er auf eine Art und Weise kam, die wir uns nie gewünscht hatten.
  3. An Heiligabend versammelten wir uns, um gemeinsam die Christmette zu besuchen. Der Duft von Tannennadeln und Kerzenwachs hing in der Luft, als wir die Kirche betraten. Die Atmosphäre war feierlich und erfüllt von Vorfreude, ein Gefühl, das sich in jedem Lied und Gebet widerspiegelte.
  4. In meiner Kindheit gab es einen Weihnachtsbrauch, der mir bis heute besonders kostbar geblieben ist. Es war das festliche Ritual, sich am Heiligabend um den geschmückten Christbaum zu versammeln und gemeinsam das Lied „Stille Nacht“ zu singen. Diese Tradition trug eine so tiefe Bedeutung in sich, dass sie für mich zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Festtage wurde. Heute, viele Jahre später, pflege ich diesen Brauch noch immer. Der Klang von „Stille Nacht“ verbindet mich mit meiner Kindheit, mit den Gesichtern meiner Familie und den Erinnerungen an all die Heiligabende, die wir gemeinsam verbracht haben. Auch wenn sich die Umstände verändert haben und die Traditionen mit der Zeit gewachsen sind, bleibt das Singen dieses Liedes eine Konstante, die mich mit meinen Wurzeln verbindet.

Bernhard Peterke ist im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen aufgrund seines ehrenamtlichen Engagements sehr präsent und geschätzt. Er ist 1. Vorsitzender des VDK Kreisverbandes Neuburg-Schrobenhausen und Mitglied im BRK Kreisverband Neuburg-Schrobenhausen. Als Ehrenamtlich Beauftragter für die Wohlfahrts- und Sozialarbeit ist er Mitglied des BRK Präsidums.

  1. ln meiner Kindheit ist an Heiligabend immer die ganze Familie zusammengekommen. Den Weihnachtsbaum haben immer meine Eltern geschmückt. Wir Kinder durften auch hier und da mithelfen. Aber zum Beispiel das Anbringen der Kerzen, das hat mein Vater übernommen, denn sie mussten immer ganz akkurat angebracht werden. Besonders wichtig war in unserer Familie an Weihnachten auch das Essen. An Heiligabend bereitete meine Mutter für uns Schnitzel zu – und immer musste es das gute Kalbfleisch sein. Dazu gab es selbstgemachten Kartoffelsalat und als Nachspeise Obstsalat. In meiner Ursprungsfamilie waren wir vier Kinder und unser Vater der alleinige Verdiener. So war nie viel Geld vorhanden. Doch an Weihachten haben wir Kinder immer schöne Geschenke bekommen. Da haben meine Eltern großen Wert darauf gelegt. Ob es ein Holzlastwagen oder, wie ich noch sehr gut weiß, die wunderschöne Miniaturtankstelle, die ich einmal an Weihnachten bekam.
  2. Ich denke immer wieder gerne an meine Kindheit zurück. Die schönsten Momente waren, wenn meine Geschwister und ich mit leuchtenden Augen die Weihnachtsgeschenke auspackten. Sicher ist es so, dass ich auch diese Freude vor Augen habe, wenn wir z.B. bei der Weihnachtsaktion des VDKs benachteiligten Kindern ihre ganz persönlichen Lieblingswünsche erfüllen können. Freude zu schenken und zu teilen ist für mich eine Herzensangelegenheit.
  3. Als wir selbst Kinder hatten, haben meine Frau und ich diese Weihnachtsbräuche in unserer Familie übernommen. Auch heute ist es immer noch so, dass sich unsere beiden Kinder mit ihrer Familie bei uns an Heiligabend treffen. Wir essen nicht mehr jedes Jahr dasselbe Gericht. Aber wir achten immer darauf, dass es etwas ganz Besonderes ist, das allen in der Familie gut schmeckt.

Texte: Alex Fitzek, Fotos: privat