Land unter – helf ma zamm!

Großer Zusammenhalt während der Hochwasser-Katastrophe und darüber hinaus

Wenn Menschen über ein einschneidendes Erlebnis in ihrem Leben erzählen, wissen sie noch Jahre später, was sie dabei bewegt hat, wie sie fühlten, dachten und handelten. Diese Tage Anfang Juni werden sich in ihrer Intensität, ihrer Sorge, ihrer Kraftanstrengung und ihrem Zusammenhalt sowie ihrer umsichtigen Unterstützung in das kollektive Gedächtnis unserer Region einprägen.
Der Starkregen zum Ende der Pfingstferien hat kleine Bäche zu reißenden Strömen anschwellen lassen und große Flüsse wie die Donau immens belastet. Dämme sind gebrochen, Wassermassen haben Städte und Gemeinden auch in unserer Region überflutet. Sehr schwer getroffen hat es unsere Nachbarstadt Schrobenhausen – dort hat die Paar die Innenstadt überflutet – und die Gegend um Stepperg, Straß/Moos, Hatzenhofen und Bertoldsheim. Autos, Gebäude, Mensch und Tier waren den Wassermassen ausgesetzt. Rennertshofens Bürgermeister Georg Hirschbeck und Landtagsabgeordneter Roland Weigert bedankten sich mehrmals bei allen Einsatzkräften. Mit ihrer Hilfe sei es gelungen, die Auswirkungen der Flut einigermaßen in Grenzen zu halten. Stepperg ist durch Ussel und Donau besonders betroffen. Der Bau eines Hochwasserdamms ist beschlossen, doch in der Rangfolge von der Staatsregierung zurückgestellt worden.

Perfektes Zusammenspiel

Das für den Hochwasserschutz zuständige Tiefbauamt der Stadt Neuburg rechnete im Laufe des Dienstags, 4. Juni, mit einem Höchstpegelstand von bis zu 6,50 Meter. Das THW hat mit Unterstützung der Feuerwehr sämtliche mobilen Hochwasser-Schutzelemente aufgebaut.

Während die zentrale Innenstadt gesichert ist, wird das Brandlgebiet mit Freibad und Sportanlagen letztlich überflutet, ebenso wie die flussnahen Wiesen. Ein Blick in die Region zeigt aber, dass Neuburg mit einem blauen Auge davongekommen ist.
Die vielen gemeinsamen Übungen und das gute Miteinander der Einsatzkräfte von THW, Feuerwehr, BRK und Städtischen Betrieben hat sich an diesem Einsatzwochenende bezahlt gemacht. So konnten THW, Feuerwehr und Bauhof anpacken, während der BRK Kreisverband Neuburg-Schrobenhausen die Versorgung der Einsatzschichten übernahm. Und viele andere Aufgaben im gesamten Landkreis bewältigte.

Auch das Team des Klärwerks sei erwähnt, das in Dauerschichten die Kanalisation sowie die Hochwasserbauwerke überwacht. Die Feuerwehren haben auch die Deichwehr übernommen, liefen rund um die Uhr sämtliche Deiche im Stadtgebiet ab.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag konnten 54 Bewohnerinnen und Bewohner aus einem Seniorenheim aufgrund des Hochwassers in der Region in das AMEOS Klinikum St. Elisabeth Neuburg evakuiert werden. Mehrere Rettungswagen und ein Bus transportierten sie von Baar-Ebenhausen sicher nach Neuburg. Auch bei dieser Aktion funktionierte das Zusammenspiel bei der Übernahme mit den übrigen Beteiligten, den Rettungskräften des BRK Kreisverband Neuburg-Schrobenhausen und dem Malteser Hilfsdienst, hervorragend.
Rettungskräfte aus allen Bereichen gaben alles – und blieben konstant im Einsatz. Viele Freiwillige brachten sich ein, zum Beispiel beim Sandsackfüllen, beim Retten persönlicher Gegenstände und Möbel aus vollgelaufenen Wohnräumen oder beim Schutt Aufräumen – und werden für ihre Freunde, Kollegen oder Familienangehörige, die betroffen sind, weiterhin da sein und an ihrer Seite bleiben.

Sehr große und anhaltende Solidarität – nur einige Beispiele

Hofgartenfest

Barbetrieb im altbekannten Burgfunken-Zelt, Funpark und ein Auftritt – natürlich waren die Burgfunken beim Hofgartenfest mittendrin! Außerdem sammelte der Verein Spenden für das vom Hochwasser betroffene Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Schrobenhausen. Sage und schreibe 1100 Euro sind es geworden, die jetzt dem Kinder- und Jugendhilfezentrum in Schrobenhausen zugute kommen. Die Einrichtung wurde schwer vom Hochwasser getroffen und die Neuburger Faschingsgesellschaft möchte einen Beitrag leisten, um die Schäden möglichst schnell beheben zu können.

Auf Anregung von Oberbürgermeister Dr. Bernhard Gmehling und Stadtrat Bernd Pfahler fand im Rahmen des Hofgartenfestes eine Spendenaktion für Hochwasser-geschädigte Neuburger Vereine statt.
Bei der Sammlung mittels Spendenbüchsen kamen an den Verkaufsständen insgesamt 2.073 Euro zusammen. „Ich freue mich sehr, dass die Bürgerinnen und Bürger bereit waren, den betroffenen Vereinen entlang der Donau bei der Schadensbehebung unter die Arme zu greifen“, betont OB Dr. Bernhard Gmehling und Stadtrat Bernhard Pfahler ergänzt: „Es ist der schöne Beleg dafür, dass Feiern und Solidarität kein Widerspruch ist.“
Sieben Neuburger Vereine mussten im Verlauf des Hochwasser-Ereignisses Überflutungen und damit auch teils erhebliche Schäden hinnehmen. Betroffen sind der VfR Neuburg, der TC am Brandl, der Verein Überlauf, die Hundefreunde Neuburg, der Ruderclub, der Neuburger Tennisclub im Englischen Garten und der TSV Neuburg. Die Einnahmen der Spendenaktion sollen den Vereinen zu gleichen Teilen zukommen.

Multi-Kulti-Fest

Mehrere Stadträte sammelten bei diversen Veranstaltungen für die von Hochwasser betroffenen Vereine. Insbesondere Bernd Pfahler warb für Unterstützung der sieben vom Hochwasser geschädigten Neuburger Vereine.
Auch beim Multi-Kulti-Bürgerfest am 22. Juni fanden sich die Spendendosen auf dem Festgelände am Volksfestplatz. Die Organisatoren der Erfolgsveranstaltung, Jürgen Stickel und Marek Hajduczek, hatten sofort ihre Unterstützung zugesagt.

Pfarrer-Georg-Kapfer-Stiftung

Der äußerst beliebte und sehr engagierte Pfarrer Georg Kapfer (1935 – 2015) ist in Neuburg und Ehekirchen unvergessen. Die von ihm gegründete Stiftung hilft regelmäßig Armen und in Not geratenen Menschen. Neben sozialen Projekten und der Afrikahilfe fördert die Stiftung auch Betroffene von Natur-
katastrophen. Die Vorsitzende Elisabeth Lindermayr teilt mit, dass man 5.000 Euro für das Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef zur Verfügung stellt.

Zwei tolle Vereins-Initiativen

Eine echte Überraschung war in diesem Zusammenhang die großzügige Spendenzusage des Rohrenfelser Vereins „Amici in perpetuum e. V.“ mit 1.700 Euro. Die Neuburger Fischergassler legten im Nachgang ihres bekannten Straßenfestes nochmal 300 Euro dazu.

Für Schrobenhausen

Unter dem Motto „Für Schrobenhausen“ lud die Stadt Neuburg auf Initiative von Kulturreferentin Dr. Gabriele Kaps am Samstag , den 6. Juli, in den Kongregationssaal zu einem besonderen Benefizabend ein.
Die Vielfalt des Neuburger Kulturlebens spiegelten unter anderem das Saxofonensemble der Stadtkapelle, der Madrigalchor, Musikgruppen der Musikschule, der Chor Windrose, die Neuburger Kammeroper, die Jugend des Volkstheaters, Georg Thaller sowie Kerstin Schulz und Josi Voigt wider. Moderiert wurde der Abend von Kerstin und Sepp Egerer.
Bei freiem Eintritt kamen die Spenden zu 100 Prozent dem vom Hochwasser stark betroffenen Seniorenheim St. Georg in Schrobenhausen zugute.

Text: Alex Fitzek, Winfried Rein und Stadt Neuburg, Fotos: BRK ND-SOB, Stadt Neuburg, jp, AMEOS, Winfried Rein und privat