Der VfR Neuburg wird bald 100

Der Verein für Rasenspiele ist eine der traditionsreichsten in der Ottheinrichstadt

Peter Krzyzanowski führt derzeit den Verein und die Mannschaft. Er setzt auf Integration und Jugendarbeit. Das schöne Brandlstadion wird ab und zu überschwemmt.
„Der VfR Neuburg ist mein Heimat- und Herzensverein.“ Peter Krzyzanowski hat allen Grund zu dieser Aussage. Er ist aktuell Spieler, Trainer und Präsident gleichzeitig. Er schaut, dass seine „Jungs“ die Bezirksliga sichern, der Verein sozial und die Finanzierung solide bleibt. Der 47-jährige Sportler ist zweifelsohne „Mister VfR Neuburg“.

Peter Krzyzanowski


Das sportliche Auf und Ab in der 99-jährigen Vereinsgeschichte ist das eine. Genauso wichtig nimmt die Vorstandschaft die gesellschaftliche Rolle des Vereins. „Wir sind offen für jedermann, fördern die Jugend und wir sind vor allem integrativ“, versichert Vereinschef Peter Krzyzanowski. Spieler mit Migrationshintergrund seien willkommen. In Schüler- und Jugendmannschaften übertraf ihre Zahl zeitweise die einheimischen Spieler. Die Jugendarbeit bleibe ein Schwerpunkt beim VfR, auch wenn ihm derzeit die SpVgg Joshofen/Bergheim mit dem SC Ried ein bisschen den Rang abläuft. Bei den Ersten Mannschaften sind die Verhältnisse dagegen klar: Kürzlich gewannen die Fußballer des VfR auf dem Kunstrasenplatz Joshofen 7:3 gegen die einheimische Spielvereinigung.
Auch der Verein für Rasenspiele tut sich schwer, immer wieder ehrenamtliche Nachwuchstrainer, Funktionäre und Helfer zu rekrutieren. „Man muss ständig werben dafür“, das ist die Erfahrung des Vereinsvorsitzenden. Krzyzanowski: „Früher haben wir gesagt, am Samstag ist Arbeitseinsatz, und dann sind 50 Männer und Frauen gekommen.“
Ein dauerhafter Gegner ist das Hochwasser der Donau. Kaum war das neue Brandlstadion 1963 eingeweiht, flutete im Juni 1965 ein verheerendes Hochwasser die Anlagen. 1999 folgte ein weiteres „Jahrhunderthochwasser“. Der VfR hat sich, soweit wie möglich, auf die Fluten eingerichtet. Aber sie bringen immer Schäden und Arbeit mit sich – zuletzt im Juni 2024. VfR-Stadion und Brandlbad liegen in einem sogenannten Retentionsraum, den das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt nicht aufgeben will.
Früher war nicht alles besser, aber die sportlichen Erfolge schon. Unvergessen bleiben die fünf Jahre von 1975 bis 1981 in der Bayernliga, damals die höchste bayerische Amateurklasse. Die Mannschaft von Trainer Kurt Beck mit Spielern wie Günter Gräbner, Rudi Kiefer, Karl Grundstein, Josef Dünstl, Walter und Roland Egen hatte den Aufstieg geschafft. Zu markanten Spielen gegen FC Augsburg, MTV und ESV Ingolstadt kamen 2000 und mehr Zuschauer ins Stadion. Danach wechselte der VfR Neuburg mehrfach zwischen Landesliga, Bezirksoberliga und Bezirksliga. Unabhängig von der Liga bleibt der VfR der Traditionsverein für Fußball in Neuburg. Heute setzt er vorwiegend auf junge Spieler aus dem eigenen Kader. Das ist eine solide Basis, aber es braucht Geduld.
Der VfR entspringt dem TSV Neuburg, der Verein gründete sich im Mai 1926 mit dem 1. Vorsitzenden Klemens Schreiner. Gespielt wurde auf dem Gelände der Lassigny-Kaserne, im Englischen Garten und auf dem Boecker-Sportplatz an der Franz-Boecker-Straße. Drei Jahre nach der Gründung holte die Erste Mannschaft die Meisterschaft in der A-Klasse Donau-Ilm. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte die Bezirksmeisterschaft und damit der Aufstieg in die Kreisliga Oberbayern.
Einen besonderen Platz in der Vereinschronik beanspruchen die Gastspiele prominenter Mannschaften. An erster Stelle steht 1967 der Besuch des FC Bayern München kurz nach dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister, dem Vorläufer der Championsleague. Die Gäste kamen per Bus mit Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Georg Schwarzenbeck, Gerd Müller und Trainer Tschick Čajkovski. Etwa 6.000 Zuschauer sahen ein 12:0 der Bayern, die nach dem Spiel zum Essen in die „Schöne Aussicht“ eingeladen waren. Mit dem Hamburger SV, Nottingham Forest, 1860 München, SpVgg Unterhaching und FC Augsburg fanden weitere Erstligisten den Weg ins VfR-Stadion.

Volles Haus im VfR Stadion beim Spiel gegen 1860 München

„Heute wäre das viel zu teuer“, weiß Peter Krzyzanowski, „und die großen Vereine kommen nur noch selten.“ So ein Gastspiel könnte nächstes Jahr ein Thema sein, wenn der VfR Neuburg sein 100-jähriges Bestehen feiert. Große Planungen gebe es noch nicht, sagt der Vereinschef, aber man werde das Jubiläum natürlich entsprechend würdigen. Als Vorsitzender wird Peter Krzyzanowski nicht mehr dabei sein. Die Anforderungen von Familie, Beruf und Verein kann er nicht mehr unter einen Hut bringen. Er wünscht sich bei der Neuwahl in diesem Jahr einen kompetenten Nachfolger.

Gemeinsames Foto – VfR FC Bayern 1967

Text und Fotos: Winfried Rein