Ihre Aufgabe könnte kaum schwerer sein: Hospizbegleiter sind für schwerkranke Menschen da, die den Tod vor Augen haben. Sie hören zu und versuchen ihren Patienten in den letzten Tagen Trost zu geben. Sie begleiten die Angehörigen in der Trauer und versuchen sie zu stützen.
Palliativ-Fachkräfte des Hospizvereins Neuburg „sind da, wenn Hilfe benötigt wird“
Der Hospizverein Neuburg-Schrobenhausen übernimmt mit 120 Begleitern nahezu täglich solche Herausforderungen. Neben den Ehrenamtlichen gibt es hauptamtliche Helfer, sogenannte Koordinatoren. Sie gehen regelmäßig in die beiden Krankenhäuser in Neuburg und Schrobenhausen sowie in die elf Altenpflegeheime im Kreis.
„Wir sind da, wenn Hilfe benötigt wird“, sagt Markus Bairlein, einer der Palliativ-Fachkräfte des Vereins. Neben der Sterbebegleitung gehe es um Beratung und Stärkung von Angehörigen genauso wie etwa von Altenpflegerinnen. Mittlerweile bietet der Hospizverein über die Volkshochschule Kurse zur Trauerbegleitung an.
Trösten allein reicht nicht. Die Hospizarbeit benötigt ein medizinisch-palliatives Angebot. Sechs hauptberufliche Koordinatorinnen und Koordinatoren helfen bei Pflege- und anderen Anträgen und unterstützen die Angehörigen bei der Papierarbeit. Dazu besuchen sie die Patienten in einem ersten Schritt zu Hause und verschaffen sich einen Überblick über deren Lebenslage. Den Angehörigen geben sie praktische Tipps und erleichternde Handgriffe zur Alltagspflege mit auf den Weg – etwa, was es bei der Mundpflege, Ernährung oder Flüssigkeitszufuhr zu beachten gilt.
Am Lebensende möglichst viel Lebensqualität erhalten, darum dreht sich die Arbeit des Hospizvereins. Des Weiteren beraten sie die Patienten und ihre Angehörigen zu ethisch-rechtlichen Fragen: Was gibt es bei einer Patientenverfügung zu beachten? Wie stelle ich eine Vorsorgevollmacht aus? Wie und wann ergeben welche lebensverlängernden Maßnahmen Sinn?
Am Lebensende möglichst viel Lebensqualität erhalten
Zu guter Letzt helfen die Fachkräfte auch mit Rat und Tat, typische Beschwerden wie Schmerzen, Atemnot oder Übelkeit zu lindern, die bei einem Palliativ-Patienten oft auftreten. Per Telefon ist dafür immer ein Koordinator erreichbar. Die andere Seite der Hospizarbeit betrifft den seelischen Schmerz. Diesen zu lindern, ist die Hauptaufgabe der ehrenamtlichen Hospizbegleiter.
Trauer- und Selbshilfegruppen
Heuer ist erstmals eine Kinder-Trauergruppe gebildet worden. In der offenen Gruppe können Kinder von sechs bis zehn Jahren von ihren Gefühlen nach dem Verlust eines geschätzten Menschens erzählen. Es wird nicht nur geredet, sondern auch zugehört, gebastelt, gemalt und es werden Geschichten erzählt. Manche Kinder haben schon Erfahrung mit dem Tod, wenn die Oma oder der Opa gestorben sind. Das erleben die Hospizhelfer bei ihren Besuchen in Grundschulen.
In der „Selbsthilfegruppe Suizid“ versuchen betroffene Angehörige mit dem Schicksalsschlag umzugehen. Oft bringt er das bisherige Leben aus dem Lot. Um mit der Trauer weiterleben zu können, brauche es Raum, Zeit und Geduld. Oft würden gerade solche Todesfälle regelrecht stigmatisiert, betont Gisela Juen, die zusammen mit Renate Rau die Neuburger Gruppe leitet. In Schrobenhausen werden Ines Eberl und Anja Rath zuständig sein. Liane Hatz springt in beiden Standorten als Trauerbegleiterin ein.
Die Arbeit in der Gruppe „Angehörige um Suizid“ gilt als besonders anspruchsvoll. Teilnehmen dürfen nur direkt Betroffene. Neben der Ausbildung zur Trauerbegleiterin, die 80 Unterrichtsstunden an vier Wochenenden von Freitagmittag bis Sonntagnachmittag in Anspruch nimmt, kommt noch eine Zusatzausbildung. Dann erst ist man für diese oft belastende Arbeit bereit.
Ausbildung von elf neuen Ehrenamtlichen in diesem Jahr
Grundsätzlich dauert die Ausbildung der Ehrenamtlichen in der Regel über ein halbes Jahr. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen sich immer wieder zu passenden Zeiten und gehen auch in Krankenhäuser und Pflegeheime mit. Heuer beginnt ein Kurs mit elf Neulingen. Der Hospizverein Neuburg-Schrobenhausen pflegt Kontakte mit den Trägern, mit Ärzten und Geistlichen. Es gehe darum, auf kurzen Wegen wirksame Hilfe zu ermöglichen, sagt Markus Bairlein vom Verein. „Wir tun alles, was wir können.“ Das gelte für alle der rund 200 Sterbebegleitungen, die in einem Jahr zu bewältigen seien. Die Krankenkassen finanzieren einen Großteil der Leistungen, aber vieles laufe rein ehrenamtlich. Dafür gibt es Dank und Spenden. Die meisten Angehörigen wüssten die Hilfe zu schätzen, wie eine Mutter, die jetzt ihre 60-jährige Tochter verloren hat. Hospizbegleiter seien auch nachts zur Stelle gewesen, weil die Tochter nicht alleine sein wollte.
Text und Fotos: Winfried Rein