Einen Hund als Lebenspartner, der mit seinem Menschen durch dick und dünn geht … diese Idealvorstellung hat auch in unserer Zeit nichts von ihrer Faszination verloren. Doch damit der Welpe, der Junghund oder der erwachsene Hund sich auf das Leben mit seinen Mitmenschen einstellen kann und das Hund-Mensch-Team für „beide Partner an der Leine“ erfüllend, entspannt und beglückend funktioniert, ist es – wie in einer menschlichen Beziehung – elementar, sich miteinander vertraut zu machen und sich aufeinander einzustellen. Das kann in der einen Situation ganz hervorragend gelingen – in einem anderen Setting offenbart sich plötzlich, dass es Üben, Geduld und liebevolle Konsequenz braucht, um miteinander auf diesem Weg weiterzugehen.
Und wie bei heranwachsenden Menschen stellt auch in der Hundewelt die Pubertät vieles nochmals auf den Kopf. Bereits Erlerntes wird vergessen, in Frage gestellt oder nicht mehr beachtet. Grenzen werden ausgetestet. Hier geht es nicht mehr um Erziehung – sondern um Beziehung. Hundeschulen bieten in jedem Hunde-Lebensalter ihre wertvolle Unterstützung an. Und da besonders gute Hundeschulen nicht sofort einen freien Platz anbieten können, empfiehlt es sich, zeitgleich mit der Frage „Wann bekommen wir einen Hund?“ zu erörtern, ob und in welche Hundeschule der Hund gehen könnte. Stellvertretend für die Hundeschulen in Neuburg und Umgebung gibt Natalie Basche von der Hundeschule Nassenfels einen Einblick in das Miteinander-Üben, das die Beziehung Mensch – Hund festigt. Und von dem beide Seiten profitieren.
Wann sollte man mit seinem Welpen oder Junghund eine Hundeschule besuchen?
Das Tierschutzgesetz fordert, dass der Hund bis zur vollendeten achten Lebenswoche bei der Mutter-Hündin bleiben muss. Zwischen der 8. und der 10. Woche – das handhaben Züchter unterschiedlich – darf dieser Welpe zu seiner neuen Familie ziehen. Zwischen der 3./4. bis zur 18./20. Lebenswoche ermöglicht die „Sozialisationsphase“ es ihm, ganz intensiv zu lernen. Dies betrifft die Fähigkeiten des Welpen, sich an seine Sozialpartner zu gewöhnen, soziale Regeln zu lernen und auch ein Gefühl dafür zu bekommen, mit Umweltreizen aller Art umzugehen. Hier festigt sich die Bindung mit den Menschen, die nun seine Familie sind.
Nach einer Eingewöhnungsphase, die mindestens eine Woche im neuen Zuhause dauern sollte, ist die Welpenschule ein idealer Rahmen, um soziale Fähigkeiten im Umgang mit anderen Welpen zu lernen. Hier sind die Welpen nicht nur sich selbst überlassen. Man lässt sie miteinander spielen und achtet darauf, dass auch wieder Ruhe einkehrt. Kurze Trainingseinheiten und entspanntes Miteinander wechseln sich ab. Eine gute Hundeschule sorgt außerdem dafür, dass die Gruppen nicht zu groß sind, sodass man die Welpen einzeln im Auge behalten kann.
Hängt der Gang zur Hundeschule von der Hunderasse ab, vom Umfeld zuhause oder von der Erfahrung des künftigen Hundehalters?
Nicht nur die Menschen zuhause sind Sozialpartner für den Welpen oder Junghund, sondern auch andere junge Hunde. Mit ihnen umgehen zu lernen, ist sehr wichtig – und zwar von Anfang an; aber auch während des ersten Jahres, wenn aus dem Welpen ein Junghund wird.
Ich kann jedem eine Hundeschule nur empfehlen, denn wenn die Welpen älter werden und in die Pubertät kommen, tut es jedem Hundhalter gut, sich mit anderen Menschen auszutauschen. In der Hundeschule erkennt man, dass jeder Hund sich in dieser Phase ganz unterschiedlich zeigt. Mal gibt es einen Fortschritt, mal einen Rückschritt. So entwickelt man im Umgang mit seinem eigenen Hund Geduld und Gelassenheit.
Woran erkennt man eine gute Hundeschule für Welpen oder Junghunde?
Eine gute Hundeschule erkennt man zum Beispiel daran, dass sie für eine gute Lernumgebung sorgt. Es geht im Team Mensch-Hund und in Beziehung der Hunde miteinander ganz entspannt zu. Außerdem stellt man sich bei der Vorbereitung und Durchführung der gemeinsamen Stunden auf das aktuelle Setting der Teilnehmenden ein. Was klappt bereits gut, wo braucht es gerade Anleitung, was möchte ich als nächstes mit meinem Hund angehen … in einer guten Hundeschule will man wissen, was die Teilnehmenden bewegt. Auch wenn neue Sequenzen ein neues Maß an Aufmerksamkeit erfordern oder auch ganz bewusst mehr Ablenkung von außen die Teams vor neue Aufgaben stellt: Weder die Menschen noch die Welpen oder Junghunde sollen sich überfordert fühlen. Man bespricht die Trainingsschritte deshalb sorgfältig im Vorfeld, erklärt sie den Hundehaltern Schritt für Schritt und erläutert, welche Übungen aufeinander aufbauen. Dadurch sind die aktuellen Übungen für die Hundebesitzer besser nachvollziehbar – und es fällt ihnen leichter, sie gemeinsam mit ihrem Welpen oder Junghund umzusetzen. Vielfältige Übungen für Zuhause runden das Spektrum ab – so ist man nicht nur einmal pro Woche, sondern auch in der Zeit dazwischen miteinander in Verbindung.
Wann sollte man mit seinem erwachsenen Hund oder als fortgeschrittener Hundehalter eine Hundeschule besuchen?
Nicht jeder Hundehalter muss unbedingt in einer Hundeschule vorstellig werden. Jedoch haben sich in den letzten 15 – 20 Jahren die Umstände, unter denen unsere Hunde leben müssen, durchaus geändert. Durfte früher ein Hund auch mal herumsausen, ist er mal zu läufigen Hündinnen stiften gegangen, empfand man das nicht als wirklich schlimm. Er war halt ein Hund. Heute erwartet man von seinem Hund eine extreme Angepasstheit. Die Anzahl der Hunde ist deutlich gestiegen, der Verkehr hat zugenommen, mehr Menschen und Hunde müssen immer enger zusammenleben und so steigt die Erwartungshaltung an den Gehorsam und die Anpassung unserer Vierbeiner.
Gehorsam in unserer menschlich geprägten Welt bedarf viel Übung und setzt große Kenntnisse in Hundesprache und Trainingslehre voraus. Nicht nur die Hunde, auch deren Besitzer stoßen da hin und wieder an Grenzen. Da der Auslandstierschutz seit vielen Jahren boomt, und dabei häufig schon ältere Hunde mit verschiedenen „Special Effects“ zu uns kommen, wird es immer wichtiger, dass sich Hundehalter und Hunde durch einen erfahrenen Trainer unterstützen lassen.
Welche Möglichkeiten bieten sich, einem erwachsenen Hund etwas beizubringen, was er bislang noch nicht gelernt hat?
Jeder Hund kann in jedem Alter lernen. In dem Moment, wo ich meinen Hund verstanden habe, kann ich ihn noch besser unterstützen und auch das richtige Lerntempo, den richtigen Lerninhalt auswählen. Ein erfahrener Trainer hat dabei den richtigen Weitblick und das Wissen um Ängste und Unsicherheiten, um körperliche Einschränkungen und „ normale“ Entwicklungsschübe sowie um Vorlieben. Miteinander lernen fördert in jedem Alter die Bindung. Jeder Hund fühlt sich gerne „gebraucht“ und gefordert. Im gemeinsamen Tun entwickeln Halter und Hund eine gemeinsame Sprache, die sich auch im Alltag positiv auswirkt.
Welche Angebote gibt es für fortgeschrittene Mensch-Hund-Paare, die Bindung zu stärken und die Beziehung auf eine weitere Stufe zu heben?
Je nachdem, welche Vorlieben oder körperliche Voraussetzungen Hundebesitzer und Hund mitbringen, gibt es ganz unterschiedliche sportliche Betätigungen.
Eine großartige Form der Auslastung sehe ich im Mantrailing. Der Hund darf dabei sein stärkstes Organ, die Nase, dazu nutzen, einen Menschen anhand seines Individualgeruchs zu suchen und zu identifizieren. Die geistige Leistung, unendlich viele unterschiedliche Gerüche zu sortieren, den frischesten Geruch der versteckten Person herauszufiltern, ist für uns Menschen kaum vorstellbar, für den Hund aber die spannendste und natürlichste Sache der Welt. Maintrailing ist für jeden Hund in jedem Alter geeignet. Ob gehandicapt, ob Angsthund, ob reaktiver Hund – beim Trailen darf jeder zeigen, was er kann.
Ein weiteres Beispiel für eine abwechslungsreiche Beschäftigung mit meinem Hund ist das Crossdogging. Hier gilt es, jede Woche in Form eines Zirkeltrainings fünf verschiedene, wöchentlich wechselnde Aufgaben zu lösen. Angewendet werden alle Grundkommandos wie Sitz, Platz und Bleib, aber auch Vertrauensübungen, Apportierübungen und vieles mehr. Der Mensch ist dabei gefordert, die gestellte Aufgabe seinem Hund so zu erklären, dass dieser versteht, was von ihm verlangt ist. Eine Arbeitsphase wechselt sich immer mit einer zweiminütigen Ruhephase ab. So lernen die Vierbeiner, sich schnell wieder zu beruhigen.
Der Hund sollte die Grundkommandos beherrschen, gerne mit seinem Menschen zusammenarbeiten und neugierig sein. Alter und Größe spielen dabei keine Rolle. Da die Übungen in drei Schwierigkeitskategorien eingeteilt sind, können sowohl Anfänger wie auch Profis jede Woche von neuem Spaß dabei haben.
Unsere Hunde freuen sich, wenn wir uns mit ihnen beschäftigen, wenn wir sie ernst nehmen, ihnen vertrauen. Nicht unser Ehrgeiz sollte unsere Motivation sein, sondern die Freude am Tun mit unserem Hund. Aus diesem gemeinsamen Tun nämlich erwächst eine lebenslange Freundschaft.
Text: Alex Fitzek; Fotos: privat