Ein feiner und vornehmer Mensch

Ehrenbürger Anton Sprenzel hat unsere Heimatstadt in aller Bescheidenheit nachhaltig geprägt

Vor drei Jahren bereitete die Stadt Neuburg Anton Sprenzel am 4. August im Arco-Schlösschen einen herzlichen Empfang zu seinem 90. Geburtstag. Im Kreise seiner Familie, Freundinnen und Freunden sowie Weggefährten erwies Oberbürgermeister Dr. Bernhard Gmehling dem einzigen neben Alt-OB Günter Huniar noch lebenden Ehrenbürger der Stadt Neuburg eine herzliche Referenz. Was unser Stadtoberhaupt damals in seiner Festansprache an die erste Stelle seiner Geburtstagsglück­wünsche stellte, gilt auch heute: „Anton Sprenzel ist der Grandseigneur unserer Stadtgesellschaft. Er ist ein feiner und vornehmer Mensch – ein Vorbild in vielen Lebensbereichen“.
Der 93. Geburtstag unseres Ehrenbürgers vor einigen Wochen ist Grund genug für HALLO Neuburg, auf ein in vielerlei Hinsicht engagiertes Leben für unsere Heimatstadt sowie ihre Bürgerinnen und Bürger zurückzuschauen.

Mitglied in 36 Vereinen

Anton Sprenzel wurde 1932 in Neustadt an der Weinstraße geboren und wuchs seit der Versetzung seines Vaters nach Neuburg 1938 hier auf. Nach dem Abitur studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Rechtswissenschaften und kam 1965 nach Ausbildungsstationen in Augsburg als Richter am Amtsgericht wieder zurück in seine Heimatstadt. Bereits 1966 begann er neben dem Beruf – er war im Lauf seines Lebens in Neuburg und zeitweise auch in Augsburg Richter, Staatsanwalt und Notar – seine ehrenamtliche und politische Tätigkeit für Neuburg, die ihn unter anderem zur Mitgliedschaft in 36 Vereinen führte – zum Beispiel im Neuburger Verkehrsverein, im Historischen Verein, im Verschönerungsverein, der Neuburger Studiengenossenschaft und im Freundeskreis der Kliniken St. Elisabeth Neuburg e. V. Zusätzlich zu seiner beruflichen Verantwortung übernahm Anton Sprenzel in vielen dieser Vereinigungen Vorstandsämter, die er ebenso zuverlässig und besonnen ausübte – und mit vielen Ideen neue Impulse setzte, die Neuburg teilweise bis heute prägen.

Neuburg vielfältig verbunden

Stadtpfarrer Herbert Kohler zählte 2017 in der Laudatio zum Festakt anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Neuburg an Anton Sprenzel einige seiner Ämter auf – Landrats- und OB-Kandidat, Stadtrat, Kreisrat, Notarvertreter im Ruhestand, Ministrant, Diözesanjugendführer, Pfarrgemeinderatsmitglied und Hofkirchenadministrator. Und, so betonte Herbert Kohler zusammenfassend: „Anton Sprenzel hat kein Amt angetreten, um persönlich Karriere zu machen“, ihm sei es um Gemeinschaft und um die christliche Gesellschaft gegangen. So ist sicher auch zu verstehen, warum Anton Sprenzel sich während seiner politischen Karriere nicht nur kulturell engagierte, sondern sich als Ausländerreferent vor 40 Jahren „mit einer Großzügigkeit für Migranten eingesetzt hat, die damals viele nicht verstanden“, so Stadtpfarrer Herbert Kohler in seiner Laudatio.
Die Liebe seines Lebens, Kaye Sprenzel, lernte Anton Sprenzel in Neuburg kennen, als die gebürtige Amerikanerin ein Stipendium nach München führte und sie nach dem Staatsexamen und zwei Jahren in Detmold ein Engagement an der Neuburger Kammeroper erhielt. Seit November 1972 sind Kaye und Anton Sprenzel glücklich verheiratet. Zur Familie Sprenzel zählen die drei Töchter mit ihren Ehemännern und neun Enkelkinder.
Und Kaye Sprenzel, die als Kunsterzieherin und an der Fachakademie für Gemeindepastoral an der Diözese Augsburg tätig war, ist noch immer eine der wenigen Neuburger Stadtführerinnen, die perfekt zweisprachig ihr profundes Wissen über Neuburgs Sehenswürdigkeiten auch ausländischen Touristen zu vermitteln weiß. Stolz und Zufriedenheit erfüllt das Ehepaar aber nicht vor allem wegen seiner zahlreichen Leistungen für Neuburg und sein historisches Erbe, sondern angesichts ihrer weltoffenen und gleichzeitig mittlerweile in Neuburg seit Jahrzehnten verwurzelten Familie.

Ein großer Motor der Kulturstadt Neuburg

Dabei dürfte in unserer Heimatstadt einiges fehlen, gäbe es die Familie Sprenzel nicht: Unser Neuburger Stadttheater würde nicht in dem heutigen Glanz eines schmucken Kleinods erstrahlen, um das Neuburg vergleichbar große Gemeinden sicher beneiden. Als ehemaliger Laienschauspieler der Amateurtheatergruppe „Die Statisten“ übernahm Anton Sprenzel im Neuburger Stadtrat als Abgeordneter der „Jungbürger“ schnell das Amt des Kultur- und Theaterreferenten und machte sich in seiner Zeit als Stadtrat und 2. Bürgermeister maßgeblich und mehrfach um den Theaterumbau verdient. Außerdem war Anton Sprenzel maßgeblich am Aufbau der Kulturausstellungen in Fürstengang und Rathausfletz sowie verschiedener Konzertreihen beteiligt.

Blick vom Turm der Hofkirche - ein kleiner Lohn für das Ehrenamt des Hofkirchenadministrators
Blick vom Turm der Hofkirche – ein kleiner Lohn für das Ehrenamt des Hofkirchenadministrators


Als „Hofkirchenadministrator“ hat er lange Jahre nicht nur die Hofkirche morgen auf- und abends wieder zugesperrt; Anton Sprenzel war während seiner Amtszeit auch mit drei großen Baumaßnahmen betraut. Vermutlich wenige kennen die Hofkirche vom Turm über den Dachstuhl bis hin zu den der Öffentlichkeit nur ausnahmsweise zugänglichen Nebenräumen wie die Czenstochau-Kapelle und das Fürstenoratorium besser als Anton Sprenzel, der die Aussicht von seinem 580 Meter hohen „Arbeitsplatz“ in seiner aktiven Zeit nahezu täglich genoss.
Anton Sprenzel gilt als einer der Gründerväter der „Neuburger Kammeroper“, und unseres größten, weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Markenzeichens – des „Neuburger Schloßfestes“. Wesentliche Impulse für das Fundament unserer „Kulturstadt Neuburg“ gehen damit auf den unermüdlichen Einsatz von Anton Sprenzel zurück.

Text: Alex Fitzek; Fotos: Frank Fitzek; privat