Grün ohne Sonnenlicht

Tipps für schattige Gärten, Terrassen und Balkone

Sonne, Sonne und nochmals Sonne: So stellen sich viele Gärtner die idealen Bedingungen für ihr kleines Paradies vor. Die Realität jedoch sieht meist anders aus: Da werfen Bäume und Gebäude Schatten – stundenweise, in bestimmten Jahreszeiten oder dauerhaft. Auf Nordbalkonen ist direktes Sonnenlicht sowieso Mangelware.
Solche Lagen sind aber kein Grund zum Verzweifeln. „Oftmals geht schattigen Plätzchen der Ruf voraus, man könne dort nichts ohne Erfolg pflanzen oder anbauen. Das stimmt so nicht“, sagt Thomas Wagner vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde. „Neben vielen Zierpflanzen gedeihen auch zahlreiche Obst-, Gemüse- und Kräuterarten an schattigen Plätzen.“

Schatten ist nicht gleich Schatten

Wagner unterscheidet zwischen absonnigem Standort, Halbschatten, lichtem Schatten und Vollschatten. Absonnige Standorte etwa in Innenhöfen und vor hellen Mauern sind zwar hell, haben aber nie direkte Sonneneinstrahlung. Bei Halbschatten wandert der Schatten mit der Sonne von Osten nach Westen. Die Plätze werden entsprechend entweder vormittags oder nachmittags für vier Stunden besonnt. Wagner hat hier einen klaren Favoriten: „Ostlagen sind in der Regel besser als Westlagen, da die Morgensonne die Standorte langsamer erwärmt als die Nachmittagssonne.“
Dem Halbschatten ähnlich ist lichter Schatten. Allerdings wechseln sich hierbei Sonne und Schatten ab und werden durch Windbewegung in den Kronen von lichten Bäumen, Sträuchern und Hecken verstärkt. In dem dunklen, vollschattigen Bereich schließlich dringt kaum ein Lichtstrahl vor – ähnlich wie in einem dichten Nadelwald. An solchen Standorten sonnenliebende Stauden und Gehölze zu pflanzen, ist verlorene Liebesmüh. „Schatten ist in der Natur ein spezieller Lebensraum, der von sehr spezialisierten Pflanzen bewachsen wird“, sagt die Gartenbuchautorin Katrin Lugerbauer. „Gewächse aus der Wiese oder aus sonnigen Freiflächen kommen dort nicht klar, sondern mickern, wachsen ganz lange und umfallend zum Licht hin oder verschwinden innerhalb weniger Wochen.“
Sie empfiehlt, sich mit dem Standort detailliert auseinanderzusetzen und die Pflanzen entsprechend auszuwählen. „Hilfreich ist es, beim Besuch der Gärtnerei ein Foto vom Standort mitzubringen – am besten mehrere aus verschiedenen Perspektiven, damit besser eingeschätzt werden kann, wie schattig es dort wirklich ist“, rät Lugerbauer für Beratungsgespräche beim Profi. Ein buntes Blütenmeer ist an einem schattigen Standort nicht zu erwarten. Aber es gibt ja auch andere optische Highlights. Wagners Tipp: „Für dunkle Stellen im Garten weißblühende Pflanzen oder solche mit panaschierten Blättern verwenden. Sie setzen Akzente und hellen dunkle Ecken auf.“ Unter Laubbäumen können Frühblüher wie Krokus, Frühlingsplatterbse und das Kaukasus-Vergissmeinnicht bis etwa Juni für Farbtupfer sorgen, sagt Lugerbauer. „Weiter in den Sommer hinein übernehmen die Blattschmuckpflanzen, da um diese Jahreszeit die Bäume dicht belaubt sind und wenig Licht auf den Boden fällt.“

Text: dpa/tmn/herk, Foto: _studio und Jezper, stock.adobe.com